O-Ringen 2008 - mehr geht nicht!
Die diesjährige Auflage der niveauvollen Veranstaltung fand im nordwestlichen Zipfel von Dalarna an der Grenze zu Norwegen statt. Neben einigen TU-OLern haben sich ca. 23 600 weitere OLer nichts aus den Reisestrapazen gemacht. Wir selbst waren nach über 23 Stunden, 1400 gefahrenen Kilometern und 2,5 Stunden Fähre an unserem Quartier in Stöten angekommen. Nichtkundige wie wir waren überrascht, dort ein alpines und allgemeines Skisportzentrum im typisch schwedischen Baustil vorzufinden.
Ein Tag musste ausreichen, um das dortige Profil und vor allem die schwedische Geländedarstellung kennenzulernen. Ein heftiger Regenschauer erschwerte uns, dabei die eigene Unsicherheit zu überwinden. Am Montag ging es dann per Bus zum Wettkampfzentrum der 1. und 2. Etappe nach Sälen. Sälen? Stimmt, das ist der Startort des traditionellen Wasalaufes. Dessen Startwiese war unser WKZ mit Versorgungszentrum für Verpflegung und Bekleidung, Klubzeltplatz, Kindergarten und zwei gigantischen Duschanlagen. Dort konnten gleichzeitig bis zu 150 OLer (je 75 Frauen und 75 Männer) mit bereitgestelltem Duschgel warm duschen (Auch die, die zuletzt ankamen!).
Entlang des ´Vasaloppssparet´ ging es zu einem der 8 Starts, die bis zu 3,5 km entfernt waren. Und nach dem Start stellte sich die schwierige Frage: Wie komme ich eigentlich zum 1.Posten? Der Orientierungsbeginn war für unsere Begriffe mitten im Nichts, auf der Karte fanden sich lediglich kleine Sümpfe oder flache Senken bzw. Höhen. Die 1.Postenverbindung war sehr lang und die von zu Hause gewohnten Leitlinien fehlten. Keine Wege, keine klaren Vegetationsgrenzen, nichts! Also blieb nichts anderes übrig, als vom Start weg schon mit der Feinorientierung zu beginnen. Schritte zählen, ständige Richtungskontrolle und Beobachtung des feingliedrigen Reliefes waren die technischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Lauf. Eine völlig andere Situation als in Deutschland. Aber es ist möglich! Das Verhältnis zwischen Ratlosigkeit, verzweifelten Interpretationsversuchen der Karte, kompromissloser Standorterkundung mittels Befragung von zufällig vorbeikommenden OLern und kontrolliertem Laufen und Orientieren drehte sich im Verlauf der Woche. Die Scheu vor den Sümpfen wich, und die Freude über das Bewältigen des ungewohnten Terrains gewann Oberhand. Ja, die Sümpfe waren unsere Freunde. Das Orientieren gelang immer öfter - und es hat Spaß gemacht! 5 Tage lang!
Erstaunlich gut wurde die Transportlogistik vom Veranstalter organisiert. Immerhin galt es ja, über 20 000 Wettkämpfer aus einer Entfernung bis zu 40km zum WKZ und zurück zu transportieren. An 3 Wettkampforten wurden mobile Busterminals mit reichlich Personal eingerichtet. Die Wartezeit war trotz der Massen überschaubar und ein Bus-Sitzplatz wurde dank eines Zählwerks jedem garantiert. Zusätzlich zu dem üblichen PKW- und Vereinsbusparkplatz wurde ein solcher auch extra für Radfahrer eingerichtet.
Ein Höhepunkt war die 4. Etappe. Per Sessellift ging es zum Start auf das Hochplateau von Hundfjället. Vom Vorstart aus konnte man über ein weitläufiges, offenes Tal auf die dahinter liegende Hochebene blicken. Die Läuferschar bewegte sich wie auf einer Ameisenstraße. Zuerst ging es in breiter Front um das Tal herum, danach auf das Plateau und weiter hinten wieder geordnet in Richtung Zielhang hinunter. Dabei konnte man auch schon so manchen Posten entdecken. Geholfen hat es beim eigenen Lauf dann wenig, amüsant war es aber auf jeden Fall!
Ergebnisse spielten eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Nur die besten 50 pro AK wurden an einer überdimensionalen Schnellwertung angezeigt. Daher gab es nur ein Kampfziel: Einmal unter den besten 50 zu sein. Nicht in der Tageswertung, sondern nur für den Moment! Diese Chance hatte man, wenn man eine zeitige Startzeit hatte und erst wenige an der Schnellwertung angezeigt wurden. Und das wiederum gelang vielen von uns.
Fazit: O-Ringen muss man erlebt haben. Schon die Sprint-Weltcup-Rahmenveranstaltung vor geschätzten 8 000 Zuschauern und mit allen aktuellen Assen vor Ort war die Reise wert. Ob es aber das Top-Ereignis ist, muss jeder für sich entscheiden.
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