01.02.2010

Das Widerstreben vieler Ski-OLer (Teil 2): Tiefschneetauchen

von Wieland Kundisch

Das Isergebirge - unendlich weiß. Dies sind die Abenteuer des tschechischen Ski-Orientierungslauf-Volkes: Zu ihren Landesmeisterschaften im Ski-OL bei Lucany bei Jablonec bei Liberec, eben dort wo 2002 die JWM im Ski-OL stattfand, knapp "hinterm" Vorsilvester-Skitrainingswohnort, nicht ganz beim Iserlaufstartzielort Bedrichov, gab es neben für unsre Nachbarn gewöhnlich hoher Beteiligung, mehr als 300 bestritten sie, auch hohen Neuschnee. Der Anteil nichteinheimischer Ski-OLer hielt sich dabei (leider) in Grenzen. Schönerweise gibt es aber auch deutsch-tschechische Freund- / Partnerschaften.

Nun, wer weiß, dass er kurz nach Null dran ist, muss die Autofahrt halt früher als rechtzeitig beginnen. Der (km? zum) Start war zum Glück jedoch übers verschneite Stadion zu erblicken. Als ich mich eine 3/4 Stunde nach meinem Vater, Diethard Kundisch, auf die Skier machte - nach bestandener Schneetaufe durch gesichtsvorrangige Ganzkörperverneigung bei Schlittschuhschrittversuchen durch Pulverloipen - , tat ich mich fahrend schwer, den Start in meiner Kartenecke der weiten Umgebung zu zuordnen. Als ich orientierungslos an einer Weggabel auch noch im Tiefschnee stecken blieb und nicht mal an eine Bindung zum Abschnallen kam, zudem die Läuferwelle hinter mir mich überlief, nahm ich des Bändels Sinn neben mir wahr: der Kilometer galt zum Orientierungsbeginn, ich musste erst mal "auf" die Karte, also dahin. Die Vertracktheit geschnallt kam ich auch samt Fahrwerk aus den Tiefen. - Wir blieben unzertrennlich!

An den Anstiegen, wo es sich staute, konnte ich mich sogleich auch in Ruhe und im Kartelesen üben. Trotzdem brauchte ich einen Umweg, um mit meinen Augen zu begreifen, dass den Schnee auf den durchkreuzten Alternativrouten kein Skiläufer je zuvor betreten, noch Plattmachfahrzeug zerwalzt hat. Ich stapfte ein paar Fehlerminuten, um zu merken, dass einige, viele durchgezogene, grüne Linien im höhenreichen Gelände vom Veranstalter auf die Kürze nach dem Nachtschneefall nicht gespurt werden konnten und wurden, dagegen viele Straßen und manche schwarz gedruckten Wege beskatbar waren. Es gab also Fehlloipen statt -posten, außer man locht die 235 100 m vor der 35 als solchen und wendet.

Es gab auch flott befahrbare Abschnitte, die ich durch Kartenkontakt oder Kraftkontrollverlust mal mit zu weit gereizten Skatschritten, im hohen Tiefschnee verkantend unterbrach. Wachsen Skier durchs Wachsen? Nee, sie gleiten vielleicht nur schnell(er). Trotz-, gar wegen alledem: ich hatte meine Freude.
Und ich war nicht allein, immer wieder war wer vor mir, der sich langsamer, und wer hinter mir, der sich schneller durch die weißgoldenen kristallwinzigen Massen kämpfte. Auch vor steilen Abfahrten, teils unkartierten, staute es sich, grienten wir einander wagemutig an, bevor einer hangabwärts schoss.

Als ich fertig war, lochte ich, nahm eine zweite Karte und trank Tee. Oder so: Als der Gewinner, Weltklasse-Ski-OLer Jan Lauermann, zielte, war ich zwischenzeitlich am Kartenwechsel. Wenigstens war ich erleichtert, da mir die 2. Runde weniger viel aussah, als ich viel mehr befürchtet hatte, was sie war. Also weiter über Feld, durch Wald, Dorf und Wald, auf und ab, aber immer am Brett, also auf den beiden langen Brettern und mit dem (drehbaren) Brett vorm Kopf - und mit den Fragen: Knurrt der Schnee unter mir oder knirscht mein Magen?
Alles geht zu Ende. So oder so. Mit der halben Ski-Rogain-Laufzeit hatte ich nicht gerechnet, dagegen die Zeitgrenze von 150 min im Kopf. Aber meine Uhr wusste es mal wieder besser: 3 Stunden war ich "getaucht". Die doppelten Kilometer gefahren, die halbe Zeit wäre ich zu Fuß gelaufen, wollte ich einem Ski-OL-Neuling glauben.

Ergebnis: schönes Training diese Meisterschaft für unsere in einer Woche, im uns Kundischs vertrauten Thüringer Winterwaldsportgebiet, eine Heimskifahrt sozusagen Und: Viren im Tiefschnee ertrunken

Aussicht?: Rogain-Hauptorganisator Jan Tojnar sowie der tschechische Ski-OL-Chef und mein Vater sind für ein Tschechisch-Deutsches Meisterschafts-Ski-OL-WE 2011 bei Altenberg und Nove Mesto.

Im Ziel ist noch lange nicht daheim: Miloslav Prucha, ehemaliger TU-Dresden-Student und -OLer, und andere Tschechen interessiert an (neuer) SI-Technik. - Zuhause ist, wo die Stöcke nicht versinken.

Schneelage: Skifahren am Wochenende in der Dresdner Heide gut möglich, im Osterzgebirge traumhaft, Fotowetter, wer sieht Heikos Stock auf der Dlouha Loukaer Webcam? Vereinslage: Befürchtung dort: TU unterliegt Post? Aufatmen: Niekes und Drechsels tauchten auf und die trafen auch noch Flechsigs.
Autolage: nicht (auf falschem Elbsandsteinweg) im Schnee festfahren und Licht an - Motor aus, Licht aus - Motor an!

    1. Karte H21 - 2. Karte H21 - Ergebnisliste