12.03.2011

90 km weitestgehend Doppelstockschübe... - Vasaloppet 2011

von Wieland Kundisch

Er ist wohl der europabekannteste und weltgrößte Skilauf, auf jeden (Schnee)Fall ein schwedischer Klassiker. Ein halbes Dutzend TU-OLer beteiligte sich letzten Sonntag an dem kräftezerrenden Massenspektakel. Meine Reise begann passenderweise am Wasaplatz. Da Wasabrotessen zur Vorbereitung allein nicht reichte und damit die Fahrt nach und von Mittelschweden lohnt, trainierten wir eine Urlaubswoche zuvor in Wettkampfnähe.
So wirtschaftlich und sportlich das Großereignis heute anmuten mag, liegen seine Wurzeln doch in alter Historie: Bevor Gustav Wasa sein Volk aus dänischer Unterdrückung führte und 1. König Schwedens wurde, holten den Verfolgten endlich zum Widerstand Entschlossene in Sälen, vor der Grenze zu Norwegen, ein und fuhr er zurück nach Mora – auf Skiern. Ob dies jährlich Anlass zum Bewältigen der langen Distanz für die größtenteils tausenden Schweden ist oder doch eher „einfach“ der Eigenbeweis, sie zu schaffen, hinzu in bestimmter Zeit? Das Gedenken lebt so und so darin fort.
1922, 400 Jahre nach Wasa, wagten sich erstmals offiziell über Hundert auf die geschichtsträchtige Tour. (Amüsant Filmaufnahmen noch sturzreicher Fahrten aus den 60ern zu sehen.) Ab ’81 erst wurde Frauen der Hauptlauf wieder zugetraut – indessen liefen einige mit Bart getarnt. Einer der 30km-Läufe inzwischen ist nur für sie.
Die Offene Spur am Sonntag und Montag zuvor wird, obwohl die selbe Strecke, nicht so anerkannt. – Post-OLer Jens Leibiger lief mit der bereits 25 mal die 90 km. Der HalvVasan, anderntags auch zum Skaten angeboten, wurde am Dienstag im klassischen Stil ausgetragen – Start in Oxberg mit flacher Schlaufe um den See endet sie ebenfalls mitten im Zielort Mora. In rasanten 2 h und knapp 38 min konnte Falk Wenzel dabei einen Startplatz in der 4. Welle (je etwa tausend Skiläufer) für den finalen Lauf ergattern.
Am Freitag stand der StafettVasan an, eine 5er-Staffel über die gesamte Länge. Nach reichlichen Doppelstockschüben, Diagonalschritt- und anderen Gleitzügen im Wintersportort Grönklitt/Orsa bei schönsten milden Sonnenwetter, auf Abschnitten der Wettkampfloipen sowie bei Rättvik und Falun – mit Empfang bei einem neugeborenen OL-Prinzen Gustav startete mein Wasalauf-erfahrener Vater Diethard Kundisch vor mir Team SPORTident: Beide fuhren wir je 24 km, bevor ich auf Berliner Frank Braatz (Treptower SV) wechselte, der mit einem schnellen Schnitt auf den nächsten 14 km weitere Plätze gut machte – gefolgt von Stephan Hübner, der nach Läufer 4 Keith Larson (9 km) meine Schwester Sieglinde (19 km) nach 6 h, 9 min und 53 sek auf Rang 225 (von ca. 1.000) ins Ziel begleitete.
Nach einem mehr-und-weniger-Ruhetag, an dem sich die Wachsdebatten für die vielen ungewissen Temperaturen bis zum Abend entscheidend gesteigert hatten, folgte kurzem Schlaf ein kleines Nachtmahl bzw. sehr frühes Frühstück, bevor wir die warme, falunrote Hütte mit Sauna nach Mora verließen, wo uns Busse in Stauumgehungsrouten nach Berga bei Sälen fuhren. – (Wartende) Menschenmassen wie beim O-Ringen, der 2008 eben dort stattfand. Bei Sonnenaufgang begann die noch breite Schlange zu fließen – bis zum nahen Anstieg. Schon die 5. und 6. Welle „verlor“ hier gut eine Viertelstunde – mancher nahms kontaktfreudig gelassen, anderer windete sich dem langsamen Strom nach einem seiner entglittenen Skier fragend entgegen – da hatte eine Stockspitze in dem Gewühle anscheinend wieder mal eine Bindung geöffnet.
Fast zu jedem Km, der rückläufig ausgeschildert stand, ließe sich wie zu OL’s berichten, wie danach zu hören war. Auf den Hochebenen rutschten manche unserer Skier weniger flink, aber neben den vielbefahrenen Spuren teils weiter und bergab, insofern Spur frei bzw. nicht ausgebremst, sowie bergan, wenn denn Platz zum Ein- und Überholen blieb, kamen wir OLer oft schneller voran. Die Blaubeer- und anderen Trinks mit sofort löslichem „Brötchen“ an den 7 offiziellen Verpflegungs- und Zwischenzeitstationen (Chip am Bein) neben Vereinsposten, erwiesen sich als (fast) kräftigend genug für die Fahrtstunden sowie der Sachentransport und die Versorgung nach lang ersehntem Zieleinrutsch neben der Kirche als bewährt durchplant.

Start 8 Uhr
1. von 14.730 Platzierten Jörgen Brink 3:51:51
629. und 12.-bester Deutscher Jens (Leibiger) 4:57:51
2530. Falk 5:57:01
3841. Stephan 6:32:10
3963. Wieland 6:35:39
5765. Kai Nitschmann, TSV Berlin, ehemals USV TU 7:18:11
6133. Diethard 7:27:00
6351. Frank B., sichtlich unzufrieden mit seinen Skiern, hatte er doch schon mal die 150%-Siegerzeit-Medaille errungen 7:32:11
518. Frau Sieglinde 8:24:39
12041. Keith mit kaputtem Fuß und extra Tape- und Ohne-Chip-Weiter-Registrier-Pausen fälschlich 10:57h (eigentlich 9:57h)
Zielschluss 20 Uhr

    Beitrag im schwedischen Fernsehen - Bilder