08.06.2011

Der größte weltlängste Orientierungslauf

von Sabine Poitz

Der 24-Stunden-OL in Thüringen ist kein Wettkampf bei dem es um Medaillen oder Ranglistenpunkte geht. Aber der 24er ist dennoch ein Muss für jeden Orientierungsläufer. Die ganz besondere Atmosphäre dieses Wettkampfs zieht selbst OLer, die man sonst selten sieht, alle zwei Jahre nach Thüringen.
In diesem Jahr lag das Wettkampfzentrum direkt an einem Waldbad in Trockenborn –Wolfersdorf, südlich von Jena. Vom USV TU-Dresden waren 17 Teams angemeldet, zwölf 24h-Staffeln und fünf 12h-Mannschaften, mit Namen wie „Ungebeugte Beutelmeute“ oder „Die Laufmaschen“. Für TU war die größte Fläche der Wiese zum Zelten reserviert, doch im Laufe des Freitagabends wurde es eng und die Zelte standen dicht an dicht. Platz haben am Ende trotzdem alle gefunden.

Traditionell füllte Joachim Gerhard am Freitagabend die Energiespeicher der TUler mit reichlich Pasta Bolognese und leckerem Vanillepudding mit Erdbeeren auf. Eine gelungene Abendveranstaltung mit Live-Band machte den Auftakt eines tollen OL-Wochenendes.

Um 9 Uhr am Samstagmorgen ging es los: die Startläufer der insgesamt 150 Staffeln gingen unter Applaus und Anfeuerungsrufen auf die erste Strecke. Nun galt es für alle Teams innerhalb der kommenden 24 Stunden so viele Bahnen wie möglich zu absolvieren. Zur Auswahl stehen dabei lange und kurze, schwere und leichte Bahnen, die taktisch klug auf die sechs Teammitglieder zu verteilen sind. Um regulär gewertet zu werden, müssen in einer Mannschaft mindestens zwei Frauen mitlaufen.

Die Startläufer berichteten von der gemeinen Bahnlegung, die sie für die letzten drei Posten noch einmal einen steilen Hang hinauf schickte, bevor es dann wieder hinunter zum Endposten und ins Ziel ging. Wir hatten zunächst die Hoffnung, dass diese Streckenlegung speziell für die Startstrecke gedacht war und wir sonst davon verschont bleiben. Diese Hoffnung wurde enttäuscht. Alle Läufer kamen in den zweifelhaften Genuss des Anstiegs, denn nahezu jede Strecke führte zum Ende über diesen Berg.
Nicht nur die Höhenmeter verlängerten die Laufzeiten. Auch die teils erhebliche Laufbehinderung durch Fichtendickichte und viel Unterholz führte dazu, dass einige Teams ihre Taktik im Laufe des Samstagvormittags umstellen mussten, weil sie zu optimistisch geplant hatten und die Läufer länger brauchten als gedacht. Denn auch die Posten waren teilweise tief im Loch oder direkt hinter der Wurzel gesetzt, so dass sie wirklich erst zu sehen waren, wenn man genau davor stand. Konzentriertes Orientieren war also angesagt. Daran, wie man diese versteckten Posten im Dickicht nachts finden soll, mochte zunächst noch keiner denken.

Das Wetter war perfekt: die ganze Zeit Sonnenschein und strahlend blauer Himmel. Fast etwas zu warm, aber wer sich darüber beschweren wollte, hat noch keinen verregneten, kalten 24h-OL erlebt (ich erinnere nur an den 24iger 2005 in Possen!). Außerdem konnten wir jederzeit zum Abkühlen ins Freibad direkt neben dem Zieleinlauf springen.
Die Verpflegung war bestens: es gab Pasta, Thüringer Bratwurst und natürlich … Eierkuchen! Der Eierkuchenrekord wurde wieder gebrochen. Erstmals wurden mehr als 2000 Stück verkauft.

Ab 20.30 Uhr ging es auf die Dämmerungsbahnen und bald sah man die Lichter der Stirnlampen durch den Wald zucken. Für die Teams, die nur den 12h-Lauf mitgemacht haben, war um 21 Uhr Schluss – sie konnten entspannt den Nachtgestalten zuschauen und dann für eine angenehme Nachtruhe in den Schlafsack kriechen. Alle anderen konnten mit kaum mehr als 3 Stunden Schlaf am Stück rechnen, dann wurde ins Zelt geleuchtet und es hieß wieder: „Du musst aufstehen, dein Vorläufer ist jetzt im Wald“.
Durch die Reflektoren an den Postenschirmen konnte man selbst die versteckten Posten entgegen den Befürchtungen meist doch ganz gut entdecken - wenn man erst einmal in deren Nähe gefunden hatte. Die schweren Nachtbahnen verdienten ihren Namen. Wegrouten waren selten und im Dunkeln quer durchs Unterholz kriechen ohne von der Richtung abzukommen, ist nicht ganz einfach. Hier hatten die langsamen Teams den Vorteil, dass die leichten Bahnen erst aufgebraucht waren, als die Morgendämmerung bereits eingesetzt hatte, so dass die schwierigen Strecken dann schon wieder im Tageslicht angegangen werden konnten.

Am Sonntagmorgen krochen dann viele aus Ihren Zelten und versammelten sich an der Zielpflichtstrecke, um auf die Läufer zu warten und sie anzufeuern, die um die entscheidenden Minuten oder gar Sekunden kämpften. Punkt 9 Uhr war Schluss und der 24h-OL vorbei. Wer danach erst das Ziel erreichte bekam zwar noch Trostapplaus, aber hat ansonsten Pech gehabt - der Lauf wurde dann nicht mehr gewertet.

Das Siegerteam „Krügerols ausgebrannte Kaderleichen“ hat 34 Wechsel geschafft. Die beste TU-Mannschaft war „Perinteisen nopeat“ und lief mit 33 Wechseln auf Platz 3 der über 90 24er-Staffeln. Die „Moosmutzelmeute“ wurde mit einem Durchschnittsalter von 18 Jahren als das jüngste des diesjährigen 24ers geehrt.

Das gute Wetter, der Campingbereich unmittelbar neben dem Zielgelände, das Waldbad, Gegrilltes und Eierkuchen, interessante Bahnen, die herumtollenden OLer-Kinder, die Pausen zwischen den Läufen bei denen man sich faul auf die Wiese legen, lesen, schlafen und mit vielen netten Menschen unterhalten konnte, die man schon lange nicht gesehen hat, die schweren Beine am Sonntag und das Gefühl es mal wieder geschafft zu haben - all das hat diesen 24-Stunden-OL 2011 perfekt gemacht.

    Ergebnisse - Fotos - lange schwierige Tagbahn - kurze schwierige Nachtbahn