12.07.2011

Die Hälfte (der Hälfte) ... - 4. Sachsen-Rogaine

von Wieland Kundisch

Australien ist groß. Daher „erfanden“ Rod, Gail und Ned in den 70ern den 24-Stunden-Score-OL.
2006 riefen Chemnitzer Studenten sowie unterstützende OL-Vereine erstmals zum Sachsen-Roagine. Vorvorgestern erfolgte nun der 4. um Altenhain.

Nachdem sächsische Orientierungsläufer die regionale Wettkampfsaison vergangenes Wochenende bei Sommerkälte und Wolkenbruchregen im Rahmen der Landesjugendspiele mit der Sächsischen Mittelstreckenmeisterschaft, einem DPT-Sprint und einem Lang-LRL im Nordwesten von Chemnitz überlebend beendet hatten, zog die Ausschreibung zum 4. Sachsen-Rogaine schon (einen Tag nach dem anstrengenden 4. TUKuJOL :-) wieder einige OLer, besonders auch von uns „Grünen“, in den mittelerzgebirgischen Südosten der „Stadt der Moderne“.

Vorbei am diesjährigen Ultralangdistanz-Wald kamen wir fast ohne Orientierungsprobleme (zugewachsene Abbiegeschilder) durch Kleinolbersdorf zur überschaubar großen WKZ-Wiese. Die genügte voll für die paar Autos und Zelte und das Start-/Zielareal, da auch die Starter der 2er- bis max. 5er-Teams abschätzbar viele blieben.
Als wir „Viertel-Rogainer“ ab 2 Stunden vor unserem Start unsere SI-Chips ums Handgelenk gefesselt und die 1:40.000er-Postennetz-Karten sowie gedruckte Hinweise erhielten, hatten die „12er“ schon ihr 1. Drittel hinter sich. Ganz knapp vor 14 Uhr wurde dann auch für uns das Startband durchschnitten und los eilten alle im Laufschritt bzw. Kurzjeanshosenträger im Wanderschritt. Vielleicht hatte gar die lokale Fernsehwerbung einige aus den umliegenden Ortschaften angelockt; Neu-Rogainer waren jedenfalls zugegen und dabei.
Da reichlich Routenplanzeit vorausgegangen war, wussten alle Teams bereits, wohin zu ihrem 1. Kontrollpunkt. Mit fast jedem Posten verschiedener Wertigkeit (Zehnerziffer des Codes) schienen gelaufene Rogaine’s o-technisch verhältnismäßig um Einiges schwerer gewesen zu sein. Vielleicht waren die Ausrichter um schnellfindige Läufer bemüht, vielleicht lag das aber auch einfach an der kultivierten Landschaft des hier gewählten Wettkampfgeländes – Dörfer, Felder, Wiesen und mit zahlreichen Wegen durchzogene Wälder. Durch strahlenden Sonnenschein bei mäßiger Bewölkung waren die ein prächtiger Anblick satter Farben. Der Schatten der Bäume blieb dennoch größter Segen, genauso wie Waldesfrische, um (am ausgezutschten Trinknuckel) nicht vollkommen auszudursten.
So war unser Team an einem Hof am Rand von Dittersdorf schon das 2. mit der Bitte um Leitungswasser, um unsere (fast) leeren Trinkrucksäcke aufzufüllen.
Doch auch derart wichtig versorgt und mit konzentrierten Energie- und Gute-Laune-Riegeln schwinden nach Stunden des Vorankommens die Kräfte und ersetzten Wanderschritte nicht mehr nur bergan die Laufschritte. Auch weichten Traum-Schlussschleifen direkteren Rückwegen bezugs der Realität der Uhrzeit, die gegen Ende auch zwischen den Posten immer mehr in den Fokus rückte und teilweise scheinbar, vielleicht weil befürchtet und/oder ersehnt, schneller voranschreitete.
„Jetzt nochmal genau auf den Kompass geschaut und dem bewaldeten Hang die Stirn geboten“, bevor auf der Straße Richtung Zielstation und Kesselgulasch erste Wiedersehensgrüße und Austauschgespräche zu gleichem flotten 15min-Zielsprint-Schneckentempo einluden.
„10 vor 8 – geschafft, die 12er dürfen noch 2 Stunden.“ Manche machten es wieder äußerst spannend und kamen kurz nach um – 20 Minuspunkte pro Minute.

So groß der Dank für die Veranstaltung in organisatorischer und technischer Hinsicht, so groß der Dank für die genüßliche Nahrung danach. Sie trieb den Blassen wieder Lebensfarbe ins Gesicht und gab den Verstummten wieder Stimme. Erleichterndes Lächeln fuhr auch nach dem Auslesen, während und nach dem Duschen und während der Siegerehrung in die meisten zurück.

Die Dresdner und Chemnitzer OLer bewiesen ihre Stärken und führten die Kategorien an: Wie vor 2 Jahren erliefen Anne und Björn Heinemann vom SV Robotron Dresden die meisten Punkte unter den 6-Stunden-Orientierern. Gefolgt vom 1. Männerteam OL-Pacamania mit Thomas Rewig und Wieland Kundisch, die gegenüber der Mehrzahl eine Westrunde wählten. Ebenso gewannen die TU-Frauen Claudia Helling, Cornelia Eckardt und Christiane Holfeld, was sie vielleicht beim Eisessen unterwegs schon ahnten. Die einzigen Juniorinnen unter den Startern Sophie Gruschka und Patricia Nieke von unserem Verein hatten mit Freundin Juliane Weidenhagen an der Augustusburg nicht mehr solche Ruhe, mussten im letzten Sechstel die reichlich 10 km mit steilem Ab- und gemächlichem Anstieg zum Ausgangspunkt zurück, um ihre gesammelten Punkte zu bewahren.

In der Dämmerung tauchten dann die letzten der Noch-Ausdauernderen auf, das punktreichste Herrenteams mit den „Erzgebirger“ OLern Nico Kümmling und Veit Große von der USG Chemnitz allerdings schon nicht mehr zur Ehrung. Die Frau-Mann-Mix-Mannschaft bestehend aus Mathias Neumüller und Radina Hadjiivanova schaffte, wenn auch mehr, auch lange nicht alle möglichen Posten(punkte). Wacker kämpfend wurden Julius Huhn und Anatolji Zelenin (1 1/2 USV TU Dresden) als zugleich einziges Juniorenteam die Zweitbesten Männer beim Halbtags-Rogaine.
Und Vereinsmitglied Anne Koch äußerte sich in der frühen Nacht zufrieden mit der 12h-Tagestour, die sie im einzigen Damenteam bewältigt hatte.

Welch Glück war es, sich mit den müden Beinen in ein Zelt legen zu können, weckte doch ein heftiger Regenguss aus tiefem Schlaf und schreckte Himmelszeltübernachter auf, die mit Kopflampen ausgerüstet an den Thüringer 24er erinnern ließen.
Spätestens da waren die 12er wohl so froh, keine 24er-Rogainer sein zu müssen, wie die 6er, 12er nicht gewesen zu waren.

Hauptorganisator vorheriger Sachsen-Rogaine’s und junger Vater Marko Rößler dankte am Abend den Teilnehmern und Verantwortlichen, voran Jan Langer und Jessica Schwabe, kündigte den nächsten Rogaine 2012 in teilweise sächsischem Gelände an: die WM (Jan Tojnar grüßt.) und begrüßte am Morgen mit Kind auf den Schultern noch vor dem Postenabbau mit Auto und Rad schon wieder die Idee (Heiko? :-), dass wir mal einen veranstalten, so einen „richtigen“, 24-stündigen, zum Kaputtmachen bzw. für WM-Qualifizierte.
Ausrichten macht ja hoffentlich nicht kaputt, schlaucht nur auch, oder?
Und, wann und dann wieder ein „MaJaJes“?

    Entstehung des Sachsen-Rogaine - Foto mit Thoto - Foto von Thoto - Sachsen-Rogaine-Seite - Ergebnisse Chemnitzer OL-Tage