07.03.2012

Anna Reinhardt: Über Polen in die Nationalmannschaft

von Jan Müller

Nachdem insgesamt 6 Mitglieder des USV TU Dresden in die verschiedenen Kader der deutschen Orientierungslauf-Nationalmannschaft für 2012 berufen worden sind, ist es an der Zeit, unsere Nationalkader etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Im vierten Teil dieser Serie soll es um Anna Reinhardt gehen, die als eine von zwei deutschen Damen den Sprung in den B-Kader der Frauen geschafft hat.

Anna Reinhardt kann sicherlich als "Prototyp" der erfolgreichen Nachwuchsarbeit unseres Vereins bezeichnet werden. Eine Freundin nahm sie im Sommer 2004 mit zur Schul-AG Orientierungslauf von Sabine und Wolf-Gerold Juckelandt am Dresdner Benno-Gymnasium. Wie es weiterging, formuliert Anna kurz und präzise: "Ich war begeistert und bin geblieben!". Nachdem sie über mehrere Jahre beim Kindertraining von Juckelandts die Grundlagen des OL erlernte und bei ihren Wettkämpfen ab 2004 schnell erste Erfolge einfuhr, funktionierte auch der Wechsel in die Trainingsgruppe der älteren Jugendlichen und Erwachsenen nahtlos. Dank des Engagements ihrer Heimtrainerin Conny Eckardt und des 2008 beim USV TU Dresden eingeführten Mentoren-Systems, bei dem sich je ein Eliteläufer des Vereins speziell um die Trainingsbetreuung eines Nachwuchsathleten kümmert und als persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung steht, verbesserte Anna sich stetig. Aufgrund ihres Talents und der konstant hohen Leistungen stand sie im Prinzip seit dem Beginn ihrer OL-Laufbahn im sächsischen Landeskader und profitierte auch von dessen Förderung während der jährlichen Oster- und Sommertrainingslager.

Den entscheidenden Schritt Richtung deutsche Nationalmannschaft tat Anna, von vielen unbemerkt, im vergangenen Jahr. Von Herbst 2010 bis zum August 2011 absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Lódz/Polen und kam dort auch OL-mäßig stark voran. Mit häufigem und gutem Training bei ihrem polnischen Verein UKS Orientus Lódz startete sie ins neue Jahr und fasste im Mai den Entschluss, zur JWM-Quali zu fahren und ihr Glück zu versuchen. Bei der Qualifikation im Rahmen des BRL am Werbellinsee gelang der 20-jährigen ein starker dritter Rang in der Damen-Elite, womit sie sich über Platz 2 in der Quali-Wertung ihr Ticket zur Juniorenweltmeisterschaft in Polen sicherte.

Diese "Heim-WM" ist für Anna ganz offensichtlich ihr mit Abstand bestes bisheriges OL-Erlebnis. Rückblickend beschreibt sie, wie sehr ihr die unglaubliche Stimmung vor Ort imponiert hat. Dazu lieferten die Top50-Platzierung über die Langdistanz sowie der 6. Rang im B-Finale der Mittelstrecke die schönsten und bleibenden Erinnerungen. Und auch den beiden anderen JWOC-Läufen gewinnt Anna überwiegend positive Seiten ab: der Sprint, generell nicht Annas Lieblingsdisziplin, war ihr erster Weltmeisterschaftslauf überhaupt und die Staffel hielt mindestens beim Zieleinlauf unvergessliches Gänsehaut-Feeling für sie bereit.

Da sich Anna Reinhardt während ihres Aufenthaltes in Polen nach eigener Aussage sowohl läuferisch als auch O-technisch deutlich verbessern konnte, blieben weitere Erfolge in der zurückliegenden Saison nicht aus: Mit nur einer Sekunde Rückstand belegte sie den 2. Platz beim Grand Prix Polonia und bei der DM Staffel errang sie, gemeinsam mit Conny Eckardt und Sieglinde Kundisch, Gold in der Damen-Elite. Beim World Ranking Event nahe München gelang direkt im Anschluss, ebenfalls in der Elite, Rang 3. Zum Saisonabschluss wurde Anna in der D20 Vizemeisterin über die Langstrecke, holte mit der ersten Staffel des USV TU Dresden Silber beim Deutschland-Cup und beendete die Saison als Drittplatzierte der D20 in der Bundesrangliste. Belohnt wurden diese Leistungen mit einer weiteren internationalen Nominierung und Anna startete (zum zweiten Mal nach dem Heimspiel 2009 in Dresden) beim Junioren-Europacup in Österreich.

Auch für 2012 hat sich Anna viel vorgenommen: Nach ihrem Aufstieg in die Damen-Elite möchte sie auf nationaler Ebene weiter unter den Top3 mitmischen. Ihr größtes Ziel wäre ein Start bei der Weltmeisterschaft Mitte Juli in der Schweiz. Sollte es mit der WM (noch) nicht klappen, hat sie allerdings schon einen Plan B parat: In diesem Fall würde sich Anna, die seit Oktober in Erfurt studiert, ganz auf die in Spanien stattfindende Studenten-WM konzentrieren wollen. Ihr Training wird Anna dementsprechend aufbauen, wobei sie ihr Hauptaugenmerk aufs Laufen legen möchte. Zum einen, weil das Unterbieten der Kaderrichtzeit von 20:00min über 5.000m von ihr angepeilt wird und zum anderen, weil am Studienort Erfurt die O-Trainingsmöglichkeiten (verglichen mit Dresdner Bedingungen) nur eingeschränkt vorhanden sein werden. Darum hat sich Anna vorgenommen, an den Wochenenden an möglichst vielen Wettkämpfen teilzunehmen und wird versuchen, auch international mehr Erfahrungen zu sammeln.

    WOC 2012 - Studenten-WM - USV-Kader 2012 - Nationalteam 2012