Markus Grätsch: Über Trainingssteigerung zum Erfolg
Nachdem insgesamt 6 Mitglieder des USV TU Dresden in die verschiedenen Kader der deutschen Orientierungslauf-Nationalmannschaft für 2012 berufen worden sind, ist es an der Zeit, unsere Nationalkader etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Serie wird heute mit der Vorstellung von Markus Grätsch beendet, der 2012 Teil der Infogruppe des D/C-Kaders (Nachwuchs der Jugendlichen in der D/H16 und D/H18) ist.
Damit wir wissen, mit wem wir es tun haben: Befragt nach seinem bisher schlimmsten Erlebnis beim OL, wartet Markus Grätsch nicht etwa mit einem verkorksten Lauf oder einem minutenlang gesuchten Posten auf, nein: "Mein unschönstes Erlebnis war wahrscheinlich die gebrochene Nase, die ich mir kurz vor der Swiss O-Week 2011 in Chur bei einem Stadtsprint geholt habe, als ich zu scharf um eine Ecke gebogen bin und der mir entgegen kommende Wangenknochen härter als meine Nase war!". Aha, hier betreibt jemand OL mit vollem Einsatz und ohne Rücksicht auf Verluste.
Mit dem OL hat Markus im Frühjahr 2006 begonnen, als Ines Drechsel und Rainer Müller einen Schul-OL an seiner Grundschule anboten. Da er dabei, nach eigener Aussage, nicht so schlecht war und es ihm sogar mehr Spaß machte als Fußball, entschloss sich Markus, fortan das Kindertraining bei Familie Juckelandt zu besuchen. Schnell stellten sich, vor allem auf Landesebene, erste Erfolge bei den Wettkämpfen ein und so wundert es nicht, dass Markus bereits seit einigen Jahren regelmäßig im Sachsenkader steht. Bei einem der letzten Sommertrainingslager bekam Markus Lust auf mehr, er selbst beschreibt diese Entwicklung so: "Allmählich begonnen, wirklich leistungsorientiert zu trainieren, habe ich erst im zweiten Halbjahr 2011, nachdem ich mich vom Sachsenkadertrainingslager im Sommer in Schwung gebracht fühlte. Alle guten, vorherigen Ergebnisse waren sozusagen immer Überraschungen und nicht wirklich anvisiert. Im ersten Halbjahr hatte ich aber, trotz sehr geringer Trainingsanstrengung, oft erfreuliche, meist einigermaßen gute Ergebnisse. Erst als ich dann im zweiten Teil des Jahres meine Bemühungen etwas verstärkte, kamen am Ende sogar ziemlich oft Treppchenplätze heraus. Die meisten wirklich neuen Erfahrungen konnte ich bei der SOW letztes Jahr sammeln, dort gab ja sehr differenzierte und schöne Gebiete. Eine Überraschung war dann aber doch der dritte (wenn auch nur knappe) Bundesranglisten-Platz in H16, der letztendlich auch den Ausschlag zur Bewerbung für den Bundeskader gab."
Standen bei Markus Grätsch im ersten Halbjahr 2011 zunächst noch ein bis zwei Trainingseinheiten pro Woche auf dem Plan (anfangs in der Gruppe von Rainer Müller, ab Ostern dann beim Erwachsenen-Training), steigerte er die Umfänge in der zweiten Jahreshälfte - motiviert durch sein Trainingsumfeld und die D/C-Kaderrichtlinien - auf bis zu vier Einheiten wöchentlich. Erfolge auf nationaler Ebene folgten damit fast zwangsläufig: DM-Staffelgold in der H18 (gemeinsam mit Rickie Graf und Anatolij Zelenin), Gewinn der JLVK-Staffel in der H16 für Sachsen sowie Silber bei der Deutschen Meisterschaft über die Langstrecke. Diese Ergebnisse überdecken sicher auch die eine oder andere Unkonzentriertheit zu Saisonbeginn, die bei Markus auch mal zum Produzieren von Fehlstempeln führen konnte.
Seine Bewerbung für den D/C-Jugendkader sah Markus Grätsch von Anfang an eher als Chance auf mehr Erfahrungen und ein mögliches Ziel für sein Training und nicht als ein Muss. Also ist er durchaus zufrieden zunächst im Info-Kader zu sein. Natürlich will er aber jetzt daran arbeiten, auch noch aufzusteigen, so viel Ehrgeiz sollte schon sein (O-Ton Markus). Seit dem vergangenen November arbeitet er zielgerichtet auf die Erfüllung der Kadernormen hin und ist, sehr selbstbewusst, davon überzeugt, "dass ich die Anforderungen, die ich erbringen muss, inzwischen einigermaßen erfülle, auch wenn sich sicher noch so manches verbessern lässt". Erste Erfahrungen im Nationalteam sammelte Markus beim Kader-Kickoff Ende Januar in Coburg sowie beim Sprint-Trainingslager am vergangenen Wochenende in Dresden.
Im Hinblick auf seine Trainingsgestaltung vor und während der aktuellen Saison verweist Markus auf sein elektronisches Logbuch (siehe unten) und zählt dann auf: "Laufe leider noch die meisten aller reinen Laufeinheiten allein, aber versuche, möglichst viel Abwechslung zu schaffen (Querlaufen, mit Karte, Intervalle, Fahrtspiel, Dauerlauf, Berge, Bahnlauf, …), habe eigentlich jede Woche mindestens einen OL auf dem Plan stehen, guck' mir zu Hause ab und zu OL-Theorie an, mache Kräftigungsübungen, ab und zu auch alternatives Training (Fußball, o. ä.)". Und dann lobt Markus seinen Trainer und Mentor Thomas Rewig: "Thoto macht seine Sache ausgezeichnet, er organisiert immer mal wieder eine Extraeinheit mit O-Komponente, bei der ich dann meine Mängelerscheinungen abtrainieren kann, berät mich immer gut bei Fragen und allem, was einem nicht so Erfahrenen widerfährt".
Angesprochen auf seine Saisonziele 2012 unterstreicht Markus zwei Dinge: die Teilnahme an der Jugend-Europameisterschaft in Frankreich und weiterhin viel Spaß am OL behalten. Mit seinen 4 Trainingseinheiten pro Woche will er die Grundlagen für die kommenden Jahre schaffen und in seinem zweiten H16-Jahr mindestens einmal bei einer Deutschen Meisterschaft, Bestenkämpfen oder einem BRL ganz oben stehen. Zusätzlich möchte Markus über die Teilnahme an möglichst vielen Trainingslagern weitere Erfahrungen, vor allem international, sammeln.
Markus' Trainingstagebuch - EYOC 2012 - USV-Kader 2012 - Nationalteam 2012