15.08.2013

Orientierungslauf am nördlichen Polarkreis

von Eleonore Pohl

Jedes Jahr begeben sich tausende Orientierungsläufer zum O-Ringen nach Schweden.

Der Austragungsort „Boden“ im schwedischen Lappland war das Ziel 2013. Vom 21.7. bis 26.7. trafen sich ca. 13.000 Orientierungsläufer aus ungefähr 49 Länder bei der größten Orientierungslaufveranstaltung der Welt. In Schweden gibt es ca. 90.000 Orientierungsläufer (1% der schwedischen Bevölkerung).
Die weite Reise unternahmen auch fast 100 deutsche Orientierungsläufer.
Wettkampfzentrum war ein ehemaliger Hubschrauberlandeplatz der königlichen schwedischen Armee. Wie von Geisterhand entstand eine große Campingstadt mit allem, was dazu gehört.
Es war mein viertes O-Ringen. Nach Gävle im Jahr 1998 folgten Smaland (a mit Kringel, gesprochen Smoland) im Jahr 2005 und 2008 Sälen mit ca. 24.000 Teilnehmern.

Nach 2000 km Autofahrt (Fährverbindung Saßnitz –Trelleborg - E6, E4, Nr. 50, E4) über Falun war ich in Boden in den frühen Morgenstunden angekommen. Als erstes wurde das Zelt aufgebaut, dann wurden die Startunterlagen im Wettkampfzentrum abgeholt, Nudeln mit Tomatensauce zubereitet (Standardessen in dieser Woche) und danach der verlorene Nachtschlaf nachgeholt.
Auf mich warteten fünf Etappen in der Klasse D55 Motion „kurze Strecken mit anspruchsvoller Orientierung“. Freie Startzeit, kein Druck am Morgen, um pünktlich im Startgarten zu stehen, ist genau das Richtige für mich im Urlaub. Da ich z.Z. nicht voll einsetzbar bin, nahm ich eine Kamera-Ausrüstung mit in den Wald. Okay, war nicht ganz koscher, ich hätte mich anmelden müssen beim Veranstalter. Die vielen Fotografen (männlich) standen ausschließlich im Zielbereich und das wollte ich nicht, denn ich brauchte für jeden Tag eine Laufkarte.
Aus Verstecken im Wald und auf die OL’er Warten wurde diesmal nichts; ich musste auch meine Strecke absolvieren nach der Devise „Dabei sein ist alles.“
Orientierungslauf in skandinavischen Wäldern ist auf einem hohen Niveau – ohne Kompass läuft da nichts.
Es gibt viele Steine und Gesteinsplatten und Löcher, die mit Moos überwachsen sind, und bei Regen zu einer wahren Schlitterpartie werden, sowie oft wenige Auffangmöglichkeiten und so kann eine kurze Entfernung auf der Karte zu einer großen Herausforderung werden.

Jeden Tag Sonnenschein und Mitternachtssonne. Das Wetter war perfekt in dieser Woche.
Alle Altersklassen von 10 Jahren bis 90 Jahren konnte man am Start stehen sehen, sogar für die Kleinsten gab es Kinder-OL. Die Mountainbiker-Orientierer hatten Ihre Wettkämpfe und auch die Salomon Trail Tour fand statt.
Manchmal sah man während des Wettkampfes viele Orientierungsläufer im Wald oder auch gar keinen. Mir war aufgefallen, dass viele Kinder mit Karte und Kompass unterwegs waren und Ihre Eltern in einem angemessen Abstand dahinter.
Die Weltelite hatte sich beim O-Ringen auch eingefunden, leider konnte ich nur sehr wenige mit der Kamera einfangen.

Bei einer Szene konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen: Es war an einer großen Schneise mit Weg und dieser führte bergab. Unten war ein großes, breites Wasserloch. Alle kommenden Teilnehmer versuchten dieses rechts zu umgehen. Ich sah einen 13- bzw. 14-jährigen Jungen von oben kommend rennen und er wollte auf seinen Vater aufschließen bzw. diesen, der bereits seitlich auf dem Pfad war, überholen. Plötzlich rannte dieser Junge in das Wasserloch. Was dann passierte, kann man auf dem Bild sehen.
Es gab viele Situationen, die ein Foto wert waren.
Ich hatte mich auf einen großen Baumstamm gesetzt und wollte die Teilnehmer fotografieren, wie sie dieses Hindernis absolvieren, nur hatte ich nicht bedacht, dass der Baum wie eine Sprungfeder reagierte, wenn ein schneller Läufer darauf sprang.

Meine elektrischen Geräte habe ich immer um Mitternacht im Aufwaschzelt in die Steckdose gesteckt und dabei gelesen.
Ich fahre gern zum O-Ringen. Wenn mir die anderen internationalen Veranstaltungen nicht zusagen – „O-Ringen“ ist immer eine Reise wert. Es ist die gesamte Atmosphäre und Jahresurlaub mit Orientierungslauf finde ich einfach schön.
Nächstes Jahr geht es wieder in die Schweiz: „Das Matterhorn ruft.“

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