26.08.2013

Senior campionato mondiale corsa di orientamento a Italia

von Jan Müller

Vom 2. bis 10. August fanden die diesjährigen Senioren-Weltmeisterschaften (World Orienteering Masters) in Italien statt. Dabei durfte der nicht-olympische OL einen Hauch Olympia-Flair schnuppern, denn die 5 Wettkämpfe fanden in den Olympic Mountains, knapp 100km westlich von Turin, stets in unmittelbarer Nähe der Sportstätten der Olympischen Winterspiele von 2006 statt. Passend zur Jahreszahl hatten sich auch 13 TU-OLer zu den Welttitelkämpfen angemeldet, die in den Kategorien ab W/M35 über die Sprint- und Langdistanz ausgetragen werden. Ältester Teilnehmer war übrigens der Schwede Rune Haraldsson in der M95 - bei seinen Zieleinläufen erntete er jeweils rasenden Beifall des Publikums, allein schon weil sein Antreten eine beeindruckende und allseits beneidete Leistung war.

Bei schönstem Sommerwetter fanden die Sprint-Vorläufe im Schatten der Olympiaschanzen (italienisch: Trampolini Olimpicare) von Pragelato statt. Die Rennen boten einen abwechslungsreichen Mix aus altem Dorfkern, Wiesen und Sportplätzen sowie steilen Waldpartien - insbesondere letztere überraschten einige Stadtsprintverwöhnte und trugen zu größeren Zeitverlusten bei. Durchsetzungsvermögen war zudem beim Durchpflügen der sonntäglichen Menschenmassen auf dem Markt und vor der Kirche notwendig. Ärgerlich war, dass die Karte nicht an allen Stellen stimmte und dass ein großer Teil der Wettkämpfer olive Sperrgebiete ignorierte und sich so erhebliche Vorteile erschlich. Fraglich bleibt, warum die Veranstalter und auch der IOF-Kontrolleur - nach ähnlichen Vorfällen im vergangenen Jahr in Bad Harzburg und Goslar - nicht konsequenter reagierten und erst am Finaltag mehrere Kampfrichter im Gelände postierten.

Die erste Entscheidung fiel über die Sprintdistanz im bekannten Wintersport-Ort Sestriere. Zwar dominiert durch unsagbar hässliche Hotelbauten aus den 70iger Jahren bot der WMOC-Zentralort jedoch feinstes Sprintgelände mit einigen verwinkelten Ecken und kniffligen Postenstandorten. Insbesondere die vielen unpassierbaren Mauern und die Hanglage ließen das Sprintfinale routenwahltechnisch und physisch zu einer echten Herausforderung werden. Einmal mehr zeigte Helmut Conrad seine Klasse und lief in der M70 zur Silbermedaille. Auch Cornelia Eckardt durfte sich in der W40 mit Rang 5 über ein Diplom freuen. Weitere Platzierungen in den A-Finals ihrer Kategorien erreichten Ingrid Grosse (15. W70), Michael Löhning (34. M40), Heiko Gossel (23. M45) und Hagen Nieke (30. M50).

Nach einem Ruhetag folgten die beiden Qualifikationsläufe über die Langstrecke in Sansicario. Biathlonfans ein wohlbekannter Name - und so war es wenig überraschend, dass der Zieleinlauf an beiden Tagen direkt vor dem Schießstand des Biathlonstadions lag. Leider nahm sich das ansonsten hochsommerliche Wetter genau an diesen beiden Tagen eine Auszeit und schickte erst einige Schauer und dann sogar länger anhaltenden Dauerregen übers OL-Volk. Entschädigt wurde dieses aber mit feinem Alpingelände - offener Lärchenwald mit diffusen halboffenen Wiesenpartien und einigen tief eingeschnittenen Bachtälern sowie Skipisten dazwischen. Die Bahnen schraubten sich den steilen Hang über Sansicario und Cesana erst stetig hinauf und dann kontinuierlich wieder bergab. Neben sauberem Kompasslauf und sicherem Anorientieren der Objekte im Hang war also vor allem eine starke Physis gefragt.

Der zweite Ruhetag kam den meisten nach diesen Strapazen nicht gänzlich ungelegen und so wurden die müden Läuferbeine bei Wanderungen, Sightseeing und leichtem Training beim Model Event gelockert. Das Finale über die Langstrecke fand auf einer Karte mit dem vielversprechenden Namen "Monti della Luna" (Mondberg) statt und bot zum Abschluss der Weltmeisterschaften OL-Feinkost. In kurzer Folge wechselten sich bewaldete und offene steile Hänge, ausgedehnte Fels- und Steinfelder mit blumenbunten, sanft welligen Alpenwiesen und lauschigen Bergseen ab. Wer Lust zum Verweilen oder keine Luft zum schnellen Rennen hatte, der konnte so einige einmalige Ausblicke genießen. "Gewürzt" wurden die technisch und physisch fordernden Bahnen durch knallige Sonne, die besonders den um die Mittagszeit gestarteten Läuferinnen und Läufern zusetzte und die Getränkestationen zu stark frequentierten Anlaufpunkten werden ließ.
Einen rabenschwarzen Tag erlebte leider M70-Topfavorit Helmut Conrad: Bereits im Wald von mehreren TU-Läufern in einem feinkupierten Hang beim planlosen Kreiseln beobachtet, verlor er am 7. Posten sage und schreiben 32 Minuten auf die Spitze und fand sich auf einem nicht für möglich gehaltenen 72. Platz wieder. Die einhellige Lesart der versammelten deutschen WMOC-LäuferInnen, dass sich so gezeigt hätte, dass Helmut "auch nur ein Mensch wäre", dürfte ihm da kein wirklicher Trost gewesen sein. Einmal mehr in guter Form zeigte sich dagegen Conny Eckardt, die mit Platz 6 in der W40 ihr Sprintresultat bestätigen konnte - umso beeindruckender, da sie gesundheitlich angeschlagen und (wie sich erst im Nachhinein zeigte) mit während des zweiten Quali-Laufes gebrochenem Zeh ins Rennen ging. Auch alle anderen A-Finalisten des USV TU Dresden zeigten sich ob der fordernden Strecken mit ihren Ergebnissen größtenteils zufrieden: Ingrid Möser (45. W55), Ingrid Grosse (25. W70), Michael Löhning (29. M40), Heiko Gossel (18. M45), Hagen Nieke (51. M50) und Michael Möser (63. M55).

Insgesamt boten die 10 Tage in Italien schöne Wettkämpfe in ausgezeichnetem Gelände und nebenher genug Möglichkeiten den Sommerurlaub bei Bergwanderungen, Inaugenscheinnahme der vielen mittelalterlichen Festungsanlagen im italienisch-französischen Grenzgebiet, Sommerrodeln und Baden zu genießen. Und wer im kommenden Jahr Lust auf ein exotisches OL-Land hat, der merke sich den November vor - dann findet die WMOC in Brasilien statt.

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