17.11.2013

Frischlinge im Mondenschein - "Fallen Leaves Rogaine"

von Friedmar Richter

Rogaines sind im Vergleich zu gewöhnlichen Orientierungslaufveranstaltungen relativ spärlich gesät, und so muss man die wenigen Gelegenheiten ergreifen, die sich einem bieten. Eine solche Gelegenheit ergab sich nun am 16./17. November mit dem "Trail of the Fallen Leaves" 10h-Nacht-Rogaine rund um das polnische Gilów, 40km südlich von Wroclaw (Breslau für die älteren unter uns). Organisiert wurde es inzwischen zum 5. Mal vom Strzeliner Regionalzweig der Polnischen Gesellschaft für Tourismus und Sightseeing (kurz: PTTK ). Die TU-OL-Frischlinge Thomas Schmitt und Friedmar Richter nutzten die Chance und machten sich auf den Weg.

Auf unnötiges Beiwerk wurde seitens des Veranstalters bewusst verzichtet: Es gab eine Karte im "klassischen Standardmaßstab" 1:51.000, genügend Posten, damit während der 10h keine Langeweile aufkommt, Stempelzangen statt SI-Cards, mit denen auch der gemeine Wanderer ohne OL-Hintergrund klar kommt und im Ziel einen warmen Krautgulasch, um wieder zu Kräften zu kommen.
Nach der Kartenausgabe eine Stunde vor Start stürzten sich die 36 Teams / 105 Teilnehmer aus Polen, Tschechien und Deutschland sogleich auf die Routenplanung. 30 Posten mit Wertigkeiten zwischen 4 und 8 Punkten standen zur Auswahl, deren Luftlinienabstände untereinander sich von 2 bis 3km bewegten. Da das WKZ sich ziemlich zentral auf der Karte befand, entschied sich unser Team "Lolek und Bolek" für ein kreisförmiges Abarbeiten der Posten gegen den Uhrzeigersinn. Je nach Zeitfortschritt ergibt sich dabei die Möglichkeit, radial in Richtung Ziel abzukürzen.
Um 20 Uhr erfolgte dann der scharfe Start und sogleich verteilten sich alle wild in unterschiedlichste Richtungen. Das Wetter hätte für die Veranstaltung besser nicht sein können. Da dieses Rogaine extra auf ein Datum mit Vollmondnacht gelegt worden war, ließ sich der absolut klare Himmel richtig genießen, denn der Nebel, der andernorts für rundum trübe Stimmung sorgte, war hier nur als leichter Schleier in einigen Tallagen vorhanden. Da das Gelände teils aus Wald, teils aus offener Kulturlandschaft bestand, konnte man auf offenem Feld manchmal gänzlich auf die Stirnlampe verzichten und im hellen Mondschein seine Kenntnisse der Sternbilder auffrischen oder die eine oder andere Sternschnuppe beobachten und trotzdem noch den Weg vor einem deutlich erkennen. Wenn der Weg einmal nicht so deutlich war, lag das in einzelnen Fällen daran, dass er im Herbst dem Pflug zum Opfer gefallen war und sich so nur noch als Ackergrenze erkennen ließ.

Oft muss man sich ja fragen lassen, ob das denn Spaß macht, viele Stunden schlaflos im Schein der Stirnlampe halb trabend, halb gehend mit durch Tau und Reif ständig nassen Füßen durch die kalte Nacht zu irren, schon von Weitem von anschlagenden Hunden naher Ortschaften begrüßt zu werden und am Ende die letzten Kräfte mobilisieren zu müssen, um noch rechtzeitig vor Zielschluss anzukommen? Aber ja doch! Letztlich ist alles bloß Einstellungssache…

Glücklich, es ohne nennenswerte Wehwehchen geschafft zu haben, überbrückte das Dresdner Team die Zeit vor der Siegerehrung wahlweise mit einer Mütze voll Schlaf oder der Auswertung der zurückgelegten Strecke. Am Ende reichte es sogar für einen überraschenden zweiten Platz in der offenen Männerklasse hinter Roman Moskva und TomᑠNovotnŭ aus Tschechien und vor dem ersten polnischen Team bestehend aus Micha³ K³odowski und Andrzej Wieczorek. Übrigens waren die Abstände der vier besten Teams denkbar knapp. Alle lagen innerhalb von 14 Punkten hinter der Siegerwertung von 132 Punkten.

    Ergebnisse und Bilder (demnächst)