22.05.2014

Regen, Routen, Rutschpartie – Český Pohár

von Wieland Kundisch

Nach statistischem Internet-Gezwitscher trainieren wir dicht am aktivsten „OL-Herd“ des mittleren Mitteleuropas. Und was sich da so unter weißgrauem Himmel für riesen Herden zusammenrotten! Selbst ein ..., oh je, echt ma‘, ja, ein Reh ... verirrte sich panisch in der Zeltstadt. Je Wochenendtag war primär eine Horde von 1500 bis 1800 OLern dorte. Das kann, so nah bei uns, nur in Tschechien sein. Hier zum Tschechien-Cup. Ein „Nationaler“ in den Jugend- und Eliteklassen. Bei den Senioren „lediglich“ Böhmenranglistenläufe. Ausrichter: OOB TJ Turnov, für den auch Patricia Nieke startete, lief und finishte – nicht unzufrieden.
Da können wir getrost dort orientierungslaufen, falls bei uns 2015 OL auf Bundesebene zum Erliegen kommt. Oder in pOLen, wo es andere letztes WE hinzog.

Wer sich die Langdistanz bzw. klasika flach gedacht hatte, wurde fast gleich steil bergauf keuchend ent-täuscht. Ein Blick zuvor auf die Web- oder Wanderkarte bei Rocytá – zwischen Mimon und Turnov gelegen – ließ aber auf wuchtige Täler und Hänge am Rande des ehemaligen Militärgeländes schließen. Nun gut, manche der satten Höhenmeter konnte man zuweilen und teilweise umlaufen. Daniel Wolf, der bereits das deutsche Nationalteam unterstützt hatte, und zuletzt auch für unser Oster-TL einstand, baumeisterte den Läufern gute Routenwahlaufgaben mit stimmig zugehörigen Siegerzeiten.
Paula Starke – Platz 7 – kam dankbar strahlend vom Ziel und versicherte, noch nie so eine gute D18(A)-Bahn gelaufen zu sein. Die Posten wären zwar nicht soo schwer, aber schnell hinkommen müsse man erst einmal und das bei den äußerlichen Bedingungen. Beinahedauerregen ab eine Stunde nach Null verwandelte die Postennahräume in Schlammsuhlen und viel frequentierte Hangpassagen in Abenteuerrutschen. Gut, dass der wunderhübsche Hochwald da gar nicht mal so felsen- und steinreich besetzt stand. Der Mai schien hier schon mehr April. Und aprilisch war dieses Jahr doch bereits der März und der April voll Sonne gewesen oder nicht?
Nee, so schlimm wie Altenberg und Jahrzehntausendflut vor bald einem Jahr war es nicht. Aber schön fand ich’s dennoch nach 3 Stunden im (mittlere Katastrophe, wäre es nicht festgehalten und festgepflöckt wurden) Festzelt umwehenden, kalten Wind – natürlich bedacht – auf meine HE-Bahn losstürmen zu können. Getreu dem Motto, die längste Bahn muss die beste sein. H21A bis C und alle anderen Klassenbahnen schienen diesmal jedoch wirklich nicht minder spannend und fordernd. Rainer Müller zeigte sich mit Blick auf seine Uhr solidarisch mit den unweicheiigen, „hartgesottenen“ Tschechen: nahe der Luftlinie war er – in der H65 – 7,5km gelaufen und das bei dem Sch...eibenwischwetter.

Auch begoßen genoß ich am Start, im Wald und im Zielgelände fast unbekannt in der Menge – mit mir einzelnen bekannten Gesichtern – zu schwimmen. Fragen, vielleicht, ob ich denn mal helfen könne, konnte ich einfach, weil nicht verstanden, nicht beantworten.
Wer ob der Nässe von oben jammerte, musste dagegen fast deutsch sein. Aber die im Schnitt der zwei Tage zwei Hände voll Finger zählenden Dresdner bewiesen ausgelassen ausharrend auch ihren Humor und wurden mit schönstem OL belohnt. Robert Backes kostete den im Unsicherwerden feuchtkühlen Wald aus und bewies – kein Ungewöhnliches – bei seinem ersten echten OL-Wettkampf, den er notgedrungen in der A-Kategorie zurücklegte, im 30min-Postensuchen seine Ausdauer. (Wenigstens konnte Heike Leideck, die wieder ganz fußheil werden muss, ihm eine Postenbeschreibungshülle leihen, dass einige seiner Unterarmmuskeln ein klein wenig weniger fröstelten. ;) Am Sonntag lief es ihm da schon besser.
Kann man sich hierzulande gelegentlich mit so-lala-Läufen einbilden, gut zu sein, wies dortzulande jeder Fehler und Zeitverlust mit dem Purzeln der Plätze auf die hohe Leistungsdichte samt Weltklasse in der etwa 6.-besten OL-Nation hin. Und auch durchaus gute Läufe topt, ja torpediert eine leistungssportlich breite laufstarke Spitze. Naja, selbär schuld, wer Kadertrainer statt Kadersportler ist und Schritte zählt und dann nicht drauf vertraut... Mensch, Wieland, dass haben wir doch erst im Oster-TL geübt! Ihr Jungschen, ich nicht!

Popkultur kam mit der Vorbeifahrt an der Kofola-Fabrik auch nicht ganz und gar zu kurz.
Und den Regen im Nachgang genießen ließen uns Turnov-Turnhallen-nächtigende, Turnverband-angebundene Jungmänner die Duschen – kalt, wahlweise eiskalt wie sie uns zur Erfrischung zustanden. Wie da die warme Suppe mundet, kehlt und auch baucht! Kurz: Es kommt auf die innere Wärme an.


Zur Mittelstrecke hielten die Wettergötter, gnädig mit uns, die Wolkenschleusen dicht. Ohne eine zweite Montur OL-Klamotten schaute man dennoch dumm aus der nasskalten Wäsche oder aus dem kurzärmeligen Ersatzlaufhemd. Scheut man die süffig sumpfigen Schuhe, hilft: ein neues Paar kaufen. Mit Philosophieren über, u.a., witterungsgerechtes Schuhwerk verstrich die Wartezeit zur eigenen Startzeit. Bleibt die Frage, ob Thierry „Schuhschuh“ wirklich ins Tiomilaziel „flog“?

Am Anfang war die Wirrnis: 200m und schnell geworden zur Kartenausgabe, kurz zum O-Beginn, Start ganz am Kartenrandbeschnitt und die ersten Posten in flachem Schneisen-diffus-Dickicht-Löcher-Senken-Gelände. Zudem verbergen sich tschechische Posten IN den Löchern. Wer da präzise mit Kompass und Doppelschrittzahl hantierte und genau guckte, verlor zumindest nicht auf den ersten Metern Minuten. Dieses Erfolgserlebnis gönnte ich mir, wenn auch mehr gegen Ende, immerhin in jenem Lauf. Vor „gegen Ende“ aber auch noch folgendes: Posten im Tal, komisch vom nahen, samt Posten markierten Absprungpunkt hoch (statt runter), komisch, die Nummer, bekannt, aber komisch, komisch der Ablauf zum nächsten, ah (etwas sehr spät), davon erzählte Heinrich (Salzmann) – heute mehrheitlich zufrieden, wenn auch: „5min (exakt: 4:59 :), wo holen die die 5min raus?“. Hm, die „tragische Komik“: unser Posten hing weiter unten im Tal. – Gutes Staffeltraining. Soll sie kommen, die deutsche Staffel!
Insgesamt also auch super Mittel-OL-Bahnen – von keinem anderen als Prager-Ostern-deutlich-HE-Gewinner Martin Baier.
Für das ganze Paket: Mockrát děkuji!

Heinrichs Hinweis verhalf vielleicht Hagen (Nieke) ein wenig zum 4. Platz in der H50, glanzvollstes TU-Ergebnis des Tages. Dagegen „Rollentausch“ und eine bis dahin ungekannte Erfahrung bei Paula. Bis zur Wiederkartenausgabe die bange Frage: Ich habe doch keinen überlaufen? Selbstkritisch konnte aber auch ihr früherer Trainer Rainer nicht mit ihr „schimpfen“. Und ich fand auch was gut daran: ein Glück, dass das und andere „Fehlst“ (fast) jedem mal passieren. Aber in einer Staffel besser nicht!

Fazit: Zum Glück habe ich da noch mitgemacht.
Schlussfolgerungen: SAXBO lasse ich mir, wenn’s geht, sowieso nicht entgehen und die Tschechische Mittel mache ich auch mit. Und: Wer noch „Schöne Ferien“ braucht – wunderbar, ebenda, wo wir zu Ostern trainierten, am 23. und 24. August – wieder von den freundlichen Turnover Helden.

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