30.07.2014

Erfahrungen sammeln bei der JWOC

von Paula Starke

Ein paar Artikel zu den Ergebnissen des deutschen Teams bei der diesjährigen Junioren-Weltmeisterschaft in Bulgarien finden sich auf orientierungslauf.de. Ich möchte noch ein paar Worte dazu sagen, wie es Theresa und mir dort ergangen ist.

Letztes Jahr durfte ich bereits beim JEC und der EYOC starten und dort internationale Erfahrungen sammeln. Theresa hat in den letzten Jahren bereits dreimal an der EYOC teilgenommen, dieses Jahr konnte sie sich zum ersten (und letzten) Mal für die JWOC qualifizieren. Auch Markus Grätsch wurde nominiert. Er musste jedoch leider wegen einer Knieverletzung eine knappe Woche vor Abflug absagen.

Erste Schwierigkeit während der Vorbereitung war, dass Thilo Bruns, als ein uns völlig unbekannter Trainer, allein mit unserem 6-köpfigen Team anreisen sollte. Wir haben versucht, ihm per Mail ein möglichst genaues Bild von unseren Vorstellungen, Bedürfnissen, Stärken und Schwächen zu übermitteln, sodass er uns gut betreuen konnte. Außerdem bezog er das gesamte Team verstärkt in die Vorbereitung mit ein. Das betraf alles, vom Erstellen von Memos über die Reiseplanung bis zur Pressearbeit. Wir Athleten haben diese Mitarbeit überwiegend als bereichernd empfunden, weil wir dadurch schon viele Wochen vorher „gezwungen“ waren, uns intensiv mit dem Gelände usw. zu beschäftigen. Das hat uns angesichts der kurzen Vorbereitungszeit vor Ort geholfen.
Kurzfristig hat uns Sabine Rothaug noch einen zweiten Trainer organisiert: Lacho, ihren Trainer in Halden (Norwegen), wo sie das letzte Jahr als Au-Pair war. Er ist Bulgare und hat seinen Familienurlaub in der Heimat verbracht. Da er auch an den Zuschauerläufen der JWOC teilnehmen wollte, hat er sich bereiterklärt, uns nebenbei noch zu unterstützen. Von ihm haben wir viele nützliche Tipps zum Gelände bekommen und er hat uns im Ziel bei jedem Lauf angefeuert und empfangen.

Angereist ins südlich von Sofia im Rila-Gebirge gelegene Borovets sind wir am Freitag den 19.7. In den folgenden 3 Tagen haben wir für jede Disziplin ein Modelltraining durchgeführt, um uns so gut wie möglich an das Gelände zu gewöhnen. Besonders das Mittelgelände stellte uns hohe o-technische Anforderungen.
Am Dienstag fand der Sprint im benachbarten Samokov statt. Das Rennen war sehr laufbetont mit einigen wenigen Mikro-Routenwahlen. Abgesehen von einem 15s-Fehler kam ich sehr gut durch und konnte mich am Ende über eine Platzierung in der besseren Hälfte (Platz 63) freuen.
Die Langdistanz am nächsten Tag war erwartungsgemäß sowohl physisch als auch o-technisch anspruchsvoll in sehr grünem, steilen Gelände mit vielen Bächen und Steinfeldern. Neben dem tollen 9. Platz von Moritz Döllgast, konnte sich auch Theresa mit einem 31. Platz sehr gut platzieren. Im Gegensatz zum Sprint machte sie wenige Fehler und kämpfte sich erfolgreich bis zum Schuss durchs Dickicht. Ich hatte vor allem am Anfang mit Fehlern zu kämpfen, lief dann zu zögerlich, hielt aber läuferisch bis zum Schluss sehr gut durch. 30min vor dem Ziel traf ich eine Tram, welche von der späteren Weltmeisterin Sara Hagström angeführt wurde. Ich konnte über 3 Verbindungen an ihr dranbleiben – ein motivierendes Erlebnis.
Die von mir gespannt erwartete Mitteldistanz fand (nach einem von uns touristisch genutzten Ruhetag) am Freitag statt. Theresa konnte aufgrund einer starken Erkältung nicht starten. Mir gelang es leider nicht von Anfang an unter Spannung und Gegnerkontakt in dem sehr detaillierten Höhenbild die Kontrolle zu behalten. Bereits im Training hatte ich gemerkt, dass dieses Gelände mein gesamtes Können herausfordern würde, vor allem meinen Kompasslauf. Es reichte für mich deshalb leider nicht fürs A-Finale, gelernt habe ich aber unglaublich viel während dieses Laufs.
Theresa versuchte am nächsten Tag weiterhin ihre Erkältung auszukurieren und auch ich lief das B-Final nicht, um für die Staffel Kraft zu sammeln.
Auch zur letzten Entscheidung dieser abwechslungsreichen Woche waren die Voraussetzungen nicht optimal. Theresa war noch nicht wieder richtig fit und unsere Teamkollegin Sabine Rothaug hatte neben ihrer auch gerade erst überwundenen Erkältung Schmerzen an der Achillessehne. Wir konnten von Anfang fast nur hinterherlaufen, waren deshalb angesichts der Umstände am Ende mit dem 16. Platz zufrieden.
Ganz am Ende angelangt waren wir an dieser Stelle noch nicht. Gleich nach der Siegerehrung ging es noch mit der Seilbahn zum Musala. Wir Mädchen hatten keine Kraft mehr für den Aufstieg zum Gipfel (600hm), sondern genossen lieber den Ausblick und die Sonne. Unser Fazit dort oben: Die vergangen 10 Tage haben uns unglaublich viele neue Erfahrungen gebracht. Die Läufe liefen nicht bei allen so, wie gehofft, doch aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten. Nach der JWOC ist vor der nächsten (oder anderen internationalen Wettkämpfen) – die Trainingsmotivation ist entsprechend hoch. In einem sind wir uns alle einig: Alle Enttäuschungen verblassen angesichts der genialen Stimmung im Team und dem vielen Spaß, den wir hatten. Nach negativen Vorkomnissen in den letzten Jahren, hatte die IOF das traditionelle Bankett verboten. Angesichts der Gefahr einer völlig unkontrolliert ablaufenden inoffiziellen Veranstaltung, haben Trainer und einige Athleten gemeinsam einen Kompromiss ausgearbeitet. Eine Abschlussparty konnte also kurzfristig doch noch offiziell in einem, etwas engen, Club in Borovets stattfinden. So kamen alle Tanzwütigen noch auf ihre Kosten, bis sich keiner mehr auf den Beinen halten konnte und wir uns nachts um 3 nach höchstens 2h Schlaf auf die Heimreise machten.

Vielen Dank an alle Trainer, ganz besonders an Thilo, die es uns ermöglicht haben, an diesen Wettkämpfen teilzunehmen und Erfahrungen zu sammeln.

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