Aua, meine Beine – fest durch ´n Festungslauf
Achtung, das ist ein Überlebnisbericht.
Die Streckendaten – 255hm auf 7,8km – ließen auf einen zu lang geratenen Herrenelite-Mittel-OL in Tschechien schließen. Nee, da die Tschechen das passend machen, eine arg verkürzte Lang. Die Siegerzeiten der letzten Jahre wären mit Orientieren und Posten und quer und Luftlinie aber unschaffbar. War ja auch kein OL. Die Strecke war ausgebändelt und abgemessen. Kein Meter, falls man nicht viele überdrängeln musste, und kein Höhenmeter mehr – zum Glück – mussten erkämpft werden.
Und doch macht es kaputter. Wohl weil nur alles gegeben werden muss. Und nicht mal auch weniger. Weniger L für mehr O. Ich setze lieber auch O vors L. Um das aus dieser Perspektive zu merken, muss ich mir solche Läufe manchmal wenigstens einmal antun. Dann kenne ich sie im Speziellen. Hartes Tempo- und in diesem Fall Bergtraining war es allemal.
Zudem war es gerade der 10. und somit Jubiläumslauf mit besonders vielen Teilnehmern – über 500, die fast alle in der 3 Meter breiten 1. Reihe neben der Kirche in Königstein, besonders auch höhenmäßig unweit der Elbe, starten wollten. Okay, an der Stelle übertreibe ich ein klitzeklein wenig. Aber manche schienen mir da so ganz vorne ein bisschen fehl am Platz. Ich hätte ja Angst übern Haufen gelaufen zu werden als kleine, ältere Frau – älter als die jungen hungrigen Laufkrieger ringsum.
Einige der grün Gedressten waren von uns. Andere OLer aus der Umgebung waren auch zugegen. Die meisten, nicht alle das 1. Mal hierbei.
Nun denn, Vorstart, um sich nicht zu weit hinten einzureihen, beträgt hier eher 10, mindestens 5 min. Von Ruhe am Start weiß zumindest der Sprecher nix. Der machte dem Vorjahressieger eher noch mal Druck und der ganzen Masse: „bei so vielen, locker unter 30“. Das Locker klang mir fast bis zum ähnlich dem stockenden Start verzögerten Startschuss zur Erstürmung der Festung nach. Orientierungsbeginn braucht es nicht. Ein visuell besirentes Auto fuhr der Meute vor, die Schlaufe durch den Ort bis „es“ richtig los-, heißt, hochging. Ich hielt mich schnell rennend erst einmal hinter der sich langsam in die Länge ziehenden Spitze. Meine Oma hatte des Öfteren mir gegenüber gemeint: Was die anderen können, kann der Wieland auch. Nicht der Weisheit letzter Zahn, aber ein Ansatz.
Noch freute ich mich auf die Anstiege. Dann lief ich sie. Nach dem ersten, welchen ich einlaufend „getestet“ hatte und in das ein menschlicher Wegweiser mit den Worten „Nicht übernehmen!“ einbiegen ließ, rannte ich das horizontale Stück schon gefühlt weniger schwungvoll. Ich glaube, der erste Geher gewesen zu sein. Gehen ganz sehr natürlich nur aus taktischen Gründen. ;) Obgleich es keine Karte zu studieren gab. Sollen sie doch kaum schneller hochrennen. Ich wandere ein paar Schritte wie die ausdauerlaufstarken Tarahumara-Indianer. Die ebenen Wege und Pfade zogen sich neben im Hang auch immer mehr in den Beinen. Naja, muss ja irgendwie alles zusammenkommen. Mehr ging mir kaum bewusst durch den Hitzekopf, außer noch: Trinken?! Da half auch das bissel gut gemeinte Wasserschlauchgespritze nicht ab. Ein paar Männer musste ich laufen lassen und purzelte aus den Top10. Nach der Runde am Fuße der Festungsmauer um selbige folgte noch der letzte harte Anstieg durch sie und die Runde oben. Ausruhen im schattenkühlen Aufgangstunnel war nicht, schon riefen und wuschelten Mädchen in ihrer roten Einheitstracht vor applaudierendem „Burghofgefolge“. Keine Ahnung, ob es wie ein Lächeln aussah, ich bemühte mich aber um eins. Beim OL übe ich das zu selten. Wenn ich da lächle, dann im Wald in mich hinein.
Noch 1,6km. Die ersten wurden bereits toßend ins Ziel getrieben. Den Vorjahressieger sah ich noch die Streckenführung versehentlich verfehlen, worauf er wohl das Ziel absichtlich umging. Gibt’s also auch beim Cross. So stimmt auch mein Platzauszählen.
Kurz drauf wunderte ich mich selbst über den Schlenkrisch weg von der zickzackisch gewundenen Festungsmauer, von der der königliche Berg in alle Richtungen mächtig abfällt, hatte ich so nicht im Streckengedächtnis – war auch anders angegeben. Bändel wiesen mich aber beruhigt weiter.
Eben nur beinahe alleine bemerkte ich jemanden hinter mir und ahnte schon, wer da Druck machte. Auf den letzten Metern eilte er vor. Der Blaue. Der Thüringenkader. (Ich hatte neutral an.) Matti. Hatte sich seit bald nach dem Start, als ob ich welchen hätte, in meinem Windschatten gehalten. In mir ungewisser Entfernung. Er lief mit Uhr, um zu sehen, dass die Heizer mit unserem 3000m-Tempo loswieselten. Er wusste auch gleich im Ziel beim Trinken, dass ich oft zu schnell losmache. Ich hätte fast gesagt: meine Oma hatte immer mal gesagt, was die anderen können, das ..., ließ es aber.
OLer-Ehre mit Platz 12 und 13 (8 und 9 in der M20), wie von Post-Werner lächelnd vorm Start verlangt, in dem Feld eingermaßen hochgehalten. Angepeilte Zeit erlaufen und vor der ersten Frau. Was will Mann mehr? Also ...
Zu meinen lieben Mitvereinsläufern: Knapp hinter Friedmar, der dieses Lauf-Wochenende mit dem Lauf erst eröffnete, gewann Rickie die männliche Jugend unter 20. Theresa wurde 2. in der W20, Sophie 5. und freute sich andere hinter sich gelassen zu haben. Albrecht lief vor sie. Andrej erreichte wie ich seine angestrebte Zeit. „Platz 254.“ – Patricia blickte nicht zufrieden. Es gab aber auch nur 2 Strecken. Umso überraschter war sie, als sie als 3. der Frauen unter 20 Jahren aufgerufen wurde.
Einig waren wir uns über das Nichtvermissen des unterhaltenden „Speakers“. In einer Stunde Sprintstaffel-OL z.B. gibt es wirklich was zu berichten, da braucht es keine verulkten Lieder und Gute-Laune-Sprüche.
Beim Abstieg schön anzusehen: ein feuerrot unter den heimatlichen Horizont tauchender Sonnenball. Einholen unmöglich. Zumindest mit dem Rad. Immerhin ging es aber tendenziell berab.
Da radle ich wohl doch nicht am WE noch mal so weit, um auch mit einigen Schweizer Regionalkadern zu trainieren.
Weil ich eher noch mir unbekannte Crossläufe mitmache – meine Idee für meinen nächsten: Karte mitnehmen. Nicht zum Finden oder Abkürzen, sondern zum Motivieren und Planhaben. Wenn die Crossläufer weniger zum OL stoßen, kommen die OLer eben und vielleicht gar mal mit Karte zum Cross.
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