28.02.2015

Training für den 24h-OL – auf Ski, und: Schneller als die Post!

von Wieland Kundisch

Er ist Wochen her. Der Miriquidi.
Heiko war bisher nicht zum Berichten gekommen. Zum Wechsel 4 Uhr 30 kam er auch nicht. Weil er nicht mehr musste, wie ihm andere sagten, als er in den nächtlichen Sturm raustrat, der den Schnee rasend horizontal fegte. (Der sonnige Vormittag: im Nachhinein die Ruhe davor.)
Ich kämpfte mich mit anderen „Irrlichtern“ zu der Schlafenszeit noch unwissend, dass dieser 24h-Staffelskilauf bereits abgebrochen wurde, fast blind durch feuchte Kristalle und fast spurlos das letzte Mal bergauf, während es blitzte und kurz danach auch donnerte, und geschafft unsere frühzeitig letzte 6km-Runde mit reichlich 100hm zuende.
43 Runden. 43-mal 6 ist gleich ... viel. Manche schafften noch viel mehr. Auch ein Zweierteam. Mit unserem Waldmeister und Schiebekönig Flo. Zwei „unreine“ Poststaffeln schafften knapp weniger als wir optimistischen Realisten „24 Stunden – Wie viele Runden?“ – Wutti, Stephan, Heiko und ich. Wie wäre es nach 24h ausgegangen ..., kann man nicht wissen. Gut, mit Berichten war ein Postler viel schneller.

Das Wintergewitter wollten mir danach manche kaum glauben, war aber wahr.
Will ich auch darum festhalten: ein bisschen Wahrheit, Wahrnehmung, Erinnerung? Möglichst ohne zu dramatisieren oder zu bagatellisieren.
Aus der Entfernung scheint alles dichter: Bäume die man von Weitem nur als Wald sieht, Schneeflocken als weiße „Wand“. Miriquidi lautet nicht nur ein alter Name fürs Erzgebirge, sondern meint auch Dunkel- oder Grenzwald. Alles passend. Trotz winterlich und stirnlampig erhellter Nacht und im Wald meist unmarkanter Grenze zu Tschechien. An moderner, sinnfreier Zollstelle – hätte sie uns nicht ideales Umfeld und Turnhallen gewohnt edle Unterkunft geboten.
Geworben mit „Skilanglauf ohne Grenzen“ zogen die Veranstalter menschlich vernünftig eine zu passender Zeit, waren schließlich selbst tapfer im Gestöber ausharrend erschöpft. Eine Grenzerfahrung, immer wieder: Frei, abgegrenzt von anderen, kommen wir an natürliche Grenzen, überschreiten uns selbst, werden „verschoben“ bzw. ein Stück verrückt.

Zum (Weiter- und zuende) Lesen ist niemand gezwungen. (welche Verführung)
Zu solchen sportlichen Verrücktheiten auch nicht (ungedopt und unwirtschaftlich milliardenmal lieber die als kriegerische). Fühlt man sich vielleicht aber leicht, wenn man gefragt wird, wenn jemand ausfällt, wenn man will (dass man will). Da kann man seinen Mann stehen bzw. gleiten lassen. Auch die Frauen dürfen das bzw. ihre Männer stehen lassen. Sie muss ihm nicht nachstehen in seinem Trieb und Wahn. Bei uns herrscht Gleichstellung! Selbst sklavisch wie eine Maschine darf Mann und Weib sich fühlen und gut gewachst und gut gespeist schieben und abstoßen und rutschen und steigen bis das Ziel „kommt“, egal wie man sich währenddessen fühlt. Der Wille ist das Ziel. Sobald man abgeschlagen hat, ist man erstmal raus – für eine Weile. Noch ist man warm durch die Bewegung. Essen lockt. Umso mehr, da es im finanziellen Preis enthalten ist. Dabei über griffige Steigzonen philosophieren und eigenes Bangen wegscherzen, etwa dass der Tag auch rumgeht. Etwas ruhen. Und dann wieder in die Spur. Nach 3 Stunden: 1/8 ist rum. ... Gegen Ende: Nur noch 3–4 Runden. ... Oder doch keine mehr. Weil nie alles kommt, wie man denkt. Und was man denkt. Zum Glück. Und auch, dass nie alles anders kommt, als man denkt.

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