Theresa gewinnt die Ultralang im Heimwaldvorteil
1 vor 2000 nach Christus wurde mitten in Papstdorf inmitten des Elbsandsteingebirges ein finnisches Holzblockhaus gebaut. Die bewohnende Familie: Sportler, gastfreundliche.
Jahre später, vor einer Dekade, ließ OL-Legende Helmut Conrad – in Rente vollends im OL aufgehend – die Abteilung OL im Eisenbahner Sportverein Lok Bad Schandau wieder aufleben. Er ging und geht dazu an Schulen. Die ersten beiden, die 2006 erfolgreich hängen blieben, die Geschwister Flechsig, fanden allerdings über ihren Cousin, damals USV-OLer, und über ihren Vater, mit dem Helmut Kontakt zum Forst aufnahm und pflegt, zum OL-Sport, der waldweit coolsten Denkbewegung.
Um in ihrer Jugend in den Kader berufen werden zu können, was damals im ESV noch nicht möglich war, und kaum ferner um Staffelpartner zu haben – wechselten sie in Helmuts Erstverein – den unseren. Nun organisierte nach reichlich kleineren Veranstaltungen und der DBK Nacht 2012 der ESV im wahren Sinne vor Flechsigs Elternhaustür die DBK Ultralang (WKZ Grundschule).
Florian teilte der Herrenelite am kühlen, überschaubaren Mittagsmassenstartfeld die A3-Karten aus. Gerne wäre er mit ihr mitgelaufen. Test war er gelaufen. Der Waldarbeiter half seinem Ursprungs-OL-Verein bei der Postenarbeit. So wie einige andere „Vereinsfremde“, Helmuts Familie und Freunde: der halbe SV Bad Düben, reife Planeta Radebeuler beim Autos Einweisen und „unser“ Andrej, der so selbst einen sonnigen Samstag und vor schöner Kulisse selbstlos 12 Stunden hinterm Rechner zubrachte. Am Sonntag stieg er nach Laufdatenabschluss dann doch noch mal auf einen Felsen.
Flohs „kleine“ Schwester Resa, in Dresden studierend, lief mit. Und wie sie das tat. Schnell und am schnellsten. In der Damenelite. Mit den 20erinnen Paula sowie Patschi liefen zwei weitere TU-Damen die längste Damenbahn. Da Pepa – Josef Neumann – eine ultralange Fahrt auf sich nahm, standen auch drei TU-Eliteherren am Start und liefen den längsten Kanten. Friedmar schonte dabei seinen beim letzten Fels-OL lädierten Rücken und machte ruhiger. Mit verlorenen Keksen, also ohne Kekse so ausdauernd durchhalten – ich ziehe meine Mütze. Im Lauf zog ich ausdauernd meine rutschende Hose hoch, rettete sie 2h 13min vorm Abgang unter die Gürtellinie. Ob mir Wanderer einen Gürtel geborgt hätten?
Gegen die drei „Gelben“ (Postler) hatten wir im Schnitt keine Chance. Zum eine Spitzen-Sprint-OL-Zeit entfernten ersten Posten hatte ich noch die Nase vorn, da die Masse der anderen Nasen erstmal der roten Linie nachjagdte. „Du machst das richtig, Wieland!“, rief mir Leibi hinterher. Vielleicht bogen darum noch ein paar mit Zaunumweg auf die Südroute ab. Genießen konnte ich meine kurze Führungsrolle nicht, da wie vorweggenommen meine Hose „Leine zog“. Glücklich hatte ich endlich mal wieder eine ganz geflickte an, aber der Gummi ... – ausgeleiert. Das entscheidende der drei großen Löcher war inzwischen ein My größer als mein Hüftknochenumfang. Dabei hatte ich ehrlich den ganzen Freitag Nudeln gegessen. Nicht eine, sondern 4 Mahlzeiten. Auf dem Weg vorbei am Papststein half mir da auch keine Sicherheitsnadel meiner glorreichen Startnummer 1. Nun ja, mussten meine Hintermänner eben mit dem Ablenkungsmanöver alle 10 Sekunden leben – oder mich überholen.
Das tat der „Meister“ im ersten Schmetterlingsflügel auch. Schmetterling – verstehen nur OL-Insider. Gabel als einfachen Erklärungsversuch macht es nicht klarer. Wer OL kennenlernen will, muss je nach Alter zum Kinder- oder Studententraining. Selbst mit 50 kann man noch anfangen.
Angriffspunkt beispielsweise ist nicht wörtlich zu nehmen. Ich griff zum ersten Posten gleich mal in den Zaun, von dem ich „abspringen“ wollte, und saute bzw. weihte meine Karte gleich mal mit Blut ein. Autsch. Dass ich mir mein Knie rammelte, merkte ich endorphindurchflutet erst im Ziel, das dann aber wie ein kinderloser Großvater.
Nach 3 Schlaufen Alleinkampf, wobei ich in der letzten das Siegerkampfpärchen fast noch vom pieplosen Posten ablaufen sah, traf ich auf Freund Philipp vom „gelben Stern“. Im Ziel erzählte er, dass er „schuld“ war und die Station 59 „kaputt machte“. Sein Chip löste bei ihr ein zeitweiliges akustisches Dauersignal aus. Batterie alle. An was Ausrichter alles denken müssen!
Also jagdten wir zu zweit die Doppelspitze, wobei dies Florians Mutter als auch seine Jenenser Freundin am Getränkeposten Philipp nicht bestätigen konnten. Wir beide verständigten uns folgend wortlos bei längeren Routenwahlen, schön verschiedene Routen direkt gegeneinander zu testen. Am Ende, nein, ich meine, so zwischendrin, als uns die Bahn, also Helmuts Eisenbahnervereins-Bahnanlage, um Gohrisch herum von oberhalb Königsteins oberhalb der Elbe zurückführte, unterlag ich Philipp im Anlauf von Posten 23. Und auch gleich noch mit einem Folgefehler aus einem Fehlgedanken: „Jetzt schnell, Philipp wieder aufholen!“ Man holt nicht durch schneller Laufen auf – außer man heißt Thierry Gueorgiou oder Simone Niggli. Man holt auf, wenn der Vordermann/die Vorderfrau (grobe) Fehler macht oder „einbricht“. Aber Philipp tat nichts dergleichen. Nun ja, ich laufe auch gerne alleine. Gegen Ende lief aber auch fast der sprichwörtliche Mann mit dem Hammer mit mir mit. Da konnte ich die Aussicht vom zügig wandernd erklommenen Papststein gar nicht mehr wahrnehmen, geschweigedenn genießen.
Ich geriet noch unter die Richtzeit – und alles mit Hose( statt Nase)hochziehen. Man gewöhnt sich an viel und vergisst viel. Aber lange fühlte ich mich platt und erst eine Woche drauf langsam wieder erholt.
4. von 11 – klingt nicht rühmlich, muss auch nicht gerühmt werden, also besonders, dass die Menge der „Ultras“ so gering ist. Aber ich war zufrieden, weil es mir ein schöner OL war. Unperfekt meine Leistung – warum soll dann der Wettkampf mit allem drum und dran perfekt sein? Es gab Trinken, Kuchen, Eis (Hagel hoffentlich den letzten vorerst) und Fleisch, was will ein Ultralang-OLer nach dem Lauf erst einmal mehr? Anderen Menschen fehlt Nahrung.
Neben Theresa gewannen Gesine Rimpel (D10), Ellen Klüser (D16), Cornelia Eckardt (D40) und wegen Ausrichtung Helmut Conrad einmal nicht. ;-) Zweite wurden Patricia Siegert (D18), Paula Starke (D20) sowie Siegerehrungsführer Michael Möser (H60) und Dritte Patricia Nieke (D20), Claudia Helling (D45), Kerstin Hellmann (D50), Fridolin Sperling (H14) sowie Roland Klüser (H18).
Am Sonntag schien die Sonne wärmer zu scheinen. Kletterwetter für manche nach dem BRL Mittel.
Einige fanden, es ging am Samstag zu wenig in die Felsen. Bei 1:15.000 fand ich es noch gut so, um die Posten auf der Karte noch orden zu können. Die auch für Ausgeruhte in den Hauptklassen etwas zu lange Mittel führte uns dann ins „Schwarze“. Manche haderten mit kartierten Stellen. Auch die „heilige Dreieinigkeit“ existierte nicht immer: Stein in der Postenbeschreibung, Felswand in Karte und Wald. Ich und einige andere lasen auf einer Verbindung gegen Ende passierbare Felswände und wählten eine vermeintliche Route über den Papststein – in den Zwischenzeiten und bei Routegadget erkennbar. Da half kein Kletternwollen und galt die Wirklichkeit wieder einmal mehr als die Karte. Das dämpfte meine Erschöpfung zuzüglich, nicht aber nicht meine Achtung und meinen Dank. Der Schrammstein-OL früher war wohl noch viel waghalsiger. Und manche alten Karten sind dennoch besser lesbar.
Eins muss Helmut noch lernen, sagte auch seine Frau Erika, die den OL-Laden hütete: Aufgaben noch mehr verteilen. Immerhin: Vereinsmann Danilo Hänchen regte zum Mammutsprojekt Ultralang an. „Seine Frauen“, die weiblichen Hänchens, machten den Kinder-OL, der sehr gelobt wurde. Das ist nicht unwesentlich, um den Kindern Geschmack auf unsere Verrückheit zu machen.
Unsere besten Sonntagsplätze: Erste erneut Ellen (D16), dazu Mara Jaunsproge(D19AK) und Sabine Juckelandt (D50). Wiederum Zweite Patricia Siegert (D18), desweiteren Christina Holfeld (D40), Ingrid Grosse (D70) und auch wiederholt Zweiter Michael Möser (H60). Und diesmal Platz 3: Theresa Flechsig (DE), Ingrid Möser (D60), Anton Holfeld (H14) sowie Stephan Kunckel (Direkt Mittel).
Bilder - Bahnen und Routen - Ergebnisse