14.05.2015

Bäume für alle und hellgrüne Handtücher

von Wieland Kundisch

Wer ist man, wenn man vor dem (prominenten) Vizemeister ist? (Im Gegensatz zu: wenn man ihn überholt? ;)
Kein Meister, wenn die Meisterschaft gelaufen ist. Zumal nur bedingt schneller als er, wenn er langsamer läuft, als er könnte. Das Dresdner Elite-Meisterstirnband gilt nur für OL.
Nach der ersten Runde des 45. Bühlauer Stundenlauf am SO-Rande der Dresdner Heide standen die ersten drei Plätze der Männer bereits fest. Zwei vor mir. Die meisten hinter mir sah ich ein- bis vielmal vor mir und umrundet sie, das gab Schwung. Zur Startnummer 53 (ich hatte 35) fehlte mir am Ende ein Meter zur (kleinen) Umrundung. Die „große“ Runde, die eine (halbe) Stunde abgetreten wird, misst einen reichlichen Kilometer. Ab den letzten Minuten läuft die Herde auf die kleine Sportplatzrunde ein – je 333m.
Mein Hauptgegner war für die anderen unsichtbar, eigentlich waren es drei. Wieland 2010, 2011 und 2012. (Wieviel ich 2004 lief, weiß ich leider nicht mehr.) Ich war jeweils ganz knapp um die 16km gelaufen und hatte mein Ziel: wie Wieland 2011 über 16km/h. Ich topte es, bin also bisher noch nur älter geworden. Vielleicht lag es an der OL-Schuhwahl. Besser als ein halbes Paar Laufschuh, das ich 2010 trotz fehlenden 140m gewann.

Auf den letzten Metern der Hinfahrt fragte mich eine Läuferin von hinten wohl meine OL-Vereinsjacke lesend, ob zum Sportplatz fahre. Als ich zum Halbstundenlauf eintraf, traf ich eine ehemalige (Teilzeit-)OLerin, die mich scherzhaft fragte, was wir – OLer – hier suchen, da es hier doch nichts zu suchen gäbe; das Suchen sei ihr zu kompliziert gewesen. Erfolg, haha, meine Antwort. Und Laufrausch ist immer noch besser als Saufrausch, auch wenn die im Kopf wohl ähnlich wirken, Brechreizgrenze und Kater inklusive. Männerbesäufnistag. Jesus würde sich im Himmel umdrehen.
Hauptgrund war das traditionelle 24er-Teamtreffen. Wir altern. Vollkornnudeln für ausreichend volle Körner. 10km die LDs. Holla. 5h OL hat mir Heiko zugewiesen. Immerhin reicht knapp die Hälfte der Geschwindigkeit des Stundenlauf, Luftlinie gemessen. Wutti verpasste das Treffen – Arbeit, wie beim Stundenlauf 2010, wo ich unter seinem Namen lief und Micha D. unter meinem. Alte Geschichte.

Ursprünglich meldete Conny mehr von uns, aber dann kränkelten manche mehr rum oder wollten sich eine Laufstunde mehr schonen für 24h/12h OL. Man muss schon laufen für ein Bäumchen!
Patricia N. war vor und zur DM Sprint-OL gerade noch fit: Zweite beim Campuslauf eine Woche vor dem Stundenlauf. Dort bewiesen auch die Dresdner Bundeskader Matti, Moritz und Robert, dass OLer auf Asphalt schnell können, und gewannen.
Conny hatte geboten, langsam zu laufen, um nicht zur Siegerehrung bleiben zu müssen. Hätten sich die Dresdner zur DM Sprint mal dran gehalten, die bei der Siegerehrung fehlten!
Kurz vor der Ehrung entdeckte ich mich auf dem Aushang als Zweiter. Hat einer der beiden ersten abgebrochen? Nee, die Rundenzählstrichführer kamen bei der wilden Horde mit dem Rundenzählen nicht nach, stellte der Betroffene in seinem Sichdraufverlassen betroffen fest. Fehlplatzierung – dass geschah mir doch letzten schon einmal, ging es mir durch die Rübe. Ich wurde als Zweiter aufs Podest gerufen, hatte zuvor schon gesagt, dass Paula Starkes Sieg – sie war bereits weg – vermutlich unberechtigt sei, dass sie wohl eine große Runde zuviel eingerechnet hätten. Platz 3 wohl.
Nachdem mir ein Feldahörnchen und mein wohl mindestens 5. TU-Jugend-hellgrünes Bühlauer-Winterlaufserie-Handtuch von 2010 überreicht wurde (gab’s auch regelmäßig beim über 100 Jahre alten Mannschaftscross), fügte der Laufverantwortungshäuptling an seine Gratulation zu mir, dass früher 17km geschafft wurden. Später meinte noch einer, von einer Frau und Männer liefen früher 19km. Das muss, wenn korrekt, vor 2009 gewesen sein; das Internet zeugt nicht davon. Ja, früher verging die Zeit langsamer oder waren sie alle schneller und besser und heller und weiter und gedopt wie heute? Wahrscheinlich auch schneller in der Entschleunigung (nicht: Endbeschleunigung).
Nur der Chip, wie Cedrik, nachdem er auf den letzten Metern von Tomi abgekocht wurde, der in der zweiten halben Stunde seinen Zwillingsbruder distanzierte, das Holzplättchen nannte, mit dem man seine Position nach dem Countdownschluss markierte, der ist noch aus Holz – ganz ohne Elektronik.

Die Moral von der Geschicht: Auch ein Feldahornbäumchen hält in einer Papiertüte am Radlenker baumelnd, auch wenn diese von jedem nicht abrutscht, nicht. Hätte das nur das Fernsehen gesehen!

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