22.10.2015

Mein erstes Mal - Harz-MBO oder: Ich kann ja nicht nur O-L machen

von Wieland Kundisch

Es war nicht mein erstes Mal MBO. Das war vor über 5 Jahren, ist aber kaum überliefert auf unserer Seite. Das war auch ziemlich rückelig für meinen Rücken mit meinen „Normal-Trekking-Rädern“ wie bei einzlenen MBO-Trainings. Nicht meins, dachte ich.
Und doch wollte ich ich immer mal den legendären Harz-MBO mitmachen, dieses Jahr umso mehr. Ich fragte Heiko, der in seiner Meldung „mit Step ?“ angegeben hatte. Er würde aber „wie immer“ mit Stephan fahren, meinte er. Dass er sich „für“ meine Teilnahme bei der DM Lang aus dem Rennen nahm – unnotwendig, ich hätte lieber mit ihm den Cup gewonnen, den Deutschland-Cup. Also ich mit Stephan und wieder ab in den Harz ... mit Heiko, er hat noch nie einen Harz-MBO verpasst!
Auf der Hinfahrt hörte ich erste Geschichten, Taktiken, schaute Karten der Vorjahre und spürte die Borsbergmeisterschaft der OLer vom Vormittag in mir (Post und TU haben Frieden geschlossen – gemeinsam gewonnen).

Wer ist für den langlebigen Harz-MBO (24. Jahrgang) verantwortlich? Die (SV Wissenschaft) Quedlinburger Göran Wendler – man kennt ihn vielleicht aus Geschichten wie „Mein Neffe Torben“ oder „Sachsen-Anhalt ist kein weißer Fleck in O(L)-Deutschland“. Kai Quandt, der nicht nur wie Heiko, Gossel hieß, sondern auch sein Bruder ist. Und ein mehr Radler als OLer Falk, nee nicht Rad-OLer Wenzel, sondern Schultze-Motel, den ich (noch) nicht kannte – dachte ich. Denn er kannte mich schon, wie er mir nach der 5 Stunden langen Hatz, also der flotten Harzrundfahrt erzählte: Ich hätte ihm einmal bei einem Rogaine (Harz-MBO entspricht 5h-Rad-Rogaine) in Tschechien geholfen einen (schweren, etwas falsch platzierten?) Posten nicht weiter zu suchen. Ich erinnere mich nicht daran, wurde daran erinnert, glaube es mal. Wahrscheindlich lief ich (gegenüber Falk) schon „zu viele“ Posten an. Vor Ort trafen dann „2 Welten“ aufeinander: MTBer/Radfahrer und (bekannte) OLer und die verbindenden Cracks: MBOer.

Doch schon die Anfahrt gestaltete sich als Odysseeorientierungsfahrt: Alle Unterkünfte Quedlinburgs kennen Heiko und Conny noch nicht. Und das WKZ war auch noch nie in Neinstedt, nein, nein. Das Navi half mal wieder nur suchen, nicht finden. Und die „alten“ Harz-MBO-Karten bleiben ungenutzt in der Seitentür. Nur die Pizzeria fanden die beiden laufend und auf Anhieb und die Vorausgängerschaft irrte durchs hübsche, quirlige Quedlinburger Fachwerkhäuserkulturerbestadtzentrum. Welch Lacher als der deutlich humpelnde Heiko vor allen anderen am reservierten 9er-Tisch schon (fast) bei seinem Bier saß! „Hölle, Pölle, Am Steg und nebenan“, Stephan amüsierte sich am meisten über die Namensverwandtschaften Quedlinburger Gassen und Gaststätten.

Am nächsten Morgen musste alles schnell gehen. Da erweist sich sich ein Trinkflaschenrucksack-Sack, der nur zwischen komplett dicht und suppen entscheiden lässt, als blöd. Ersatzflasche von Albi. Das Gummi, das beim Anschauen riss, fürs Kartenbrett ersetzte mir Stephan. Und einen Rotstift, der auf selbst einlaminierten Karten deutlich malt und hält, bekam ich von Heiko. Muss man alles lernen: dass der Harz-MBO erst einmal fast wie ein Mannschafts-OL beginnt. Anstatt Aufteilen wird aber weggestrichen. Ein paar der Scoreposten (freie Reihenfolge) gibt es dann doch nicht. Dafür Wertigkeiten für die gesetzten Posten.
Unser Einstieg in Harzer Höhen war uns danach sofort klar – über Stecklenberg. Da war ich vor 12,5 Jahren im Oster-TL, die Steine vom Gruppenfoto erkannte ich auch wieder, die ändern ihr Aussehen nicht so schnell. Conny und Heiko erinnerten sich weiter zurück. Ihre auch längst legendäre Postenhatz z.B. ist scheinbar sachsen-anhaltinischen Ursprungs, genauer Görans Werk aus einem bergigen TL dort. Harz und Hatz – musste ja irgendwie zusammengehören.

Wie war es nun mit Stephan und den Bergen? Das kann ich nicht beschreiben (bzw. wie ich es beschreibe, ist es eh nicht gewesen), das kann man wohl nur erleben. Insofern man vom Harz-MBO weiß, ein MTB (sehr von Vorteil) hat oder sich leiht, etwas orientieren kann und (einmal) mitmachen will.
Zum ersten Posten wollte ich ein Dickicht umfahren, hinter dem er 80m vom Weg weg war, bremste mich aber Stephan, weswegen er mein kurzes Kreisen am Felshang auch auf sich schieben ließ. Zum 2. nach erstem Teil Linien-O (Teilung der Linie war Connys Idee, wir machten sie) eierte ich mit dem Chip am Trinkrucksack über eine Matschkuhwiese, trafen wir SoCo (Sonni und Conny) zum ersten Mal. Von oben blieben wir trocken, von unten schlammten wir, sauten wir uns zunehmend ein. Auf der Linienrunde – Extrakarte 1:10.000 (der große Lappen mit filigransten Infos war 1:35.000) – übersahen wir, wie andere, einen Posten am Wegesrand. Kleiner Schirm, eigentlich nicht versteckt. Also wir sahen vor lauter Linie den Posten nicht, Schneise hochgekämpft, Stephan sagte noch, ich dachte es zumindest, hier in der spitzen Ecke müsste einer sein. Und 6 wären logischer als 5 Posten bei 90 Gesamtpunkten auf der Linie, nach deren Beenden ich Stephan auch ohne diese Rechnung fragte: Nochmal? Gaudi war’s. 15 Punkte verschenkt ärgerte uns? Nein, wie kann einen, wahlweise zwei ein übersehenes, lebloses Objekt ärgern? Sich selbst ärgern? Sinnlos bei dem schönen Wetter, der schönen Natur, dem Spaß an der Bewegung und dem Orientieren.
Die Harzeisenbahn erwischten wir z.B. genau an einer Straßenkreuzung, schön anzusehen, Zwangspause, Mitfahren in dem Moment unmöglich. Bergauf hatte Heiko recht behalten, war Stephan mir kein Problem, aber bergab bedeutet mir sein angebotenen Windschatten zu eng auffahren, hielt mich vielleicht ein Trainingsradheimweg-Trauma fern.
Conny beim 1. Begegnen: Wo ist Stephan? Beim 2. Mal: Wo kommt ihr denn her? 3. Mal, grinsend: ein Scheiß. Sonni und ich dahinter in Gegenfahrt: schön. Der schienbeinhohe Matsch kurz dahinter zwang Stephan und mich zum Absteigen. 4./5. ihnen entgegen: Was macht ihr denn ... für Spaß? Kurz darauf neben ihnen: schön fahren (meint schöne Routen). Soll doch Spaß machen! 6. Begegnung: Na, wir verraten es mal: Da ist der Tümpelposten! 7., im Gegenkraxeln während der letzten Minuten: 5m südöstlich der Schutzhütte an einem Baum versteckt.
Die letzte ganze, dreiviertel, halbe, viertel Stunde verging dann, trotz brennender Schenkel, schneller als gewollt. Den aufgehobenen Posten, den mir Stephan 5min vor Schluss anbot, wählte ich entschieden und zufrieden ab, knapp 5h reichten mir. Ohne 10-15min Fehlerzeit ... wer weiß. Überziehen muss sich lohnen und das tut ein 10er-Punkte-Posten nur für etwa 5min überm Limit.

15 Punkte mehr ... wäre auch nicht Platz 6, was Stephan und Heikos Ziel der letzten Jahren war, aber insgesamt (theoretisch) über 300 Punkte und etwas weniger knapp vor den Frauen.
Die fast 80 Teams waren alle in der Wertung. Ihre Namen erinnern mitunter stark an die des 24h-OL und verdeutlichen denselben humorvollen, nicht minder harten Veranstaltungscharakter – wie auch die funktionstüchtige Fensterecke für die Sieger, Wanderpokal mit den namentlich gekennzeichneten siegreichen Harz-MBO-Helden, auch Dresdner OLer.
Conny hat wohl am häufigsten gewonnen, vermutet sie selbst, räumte aber ein, dass dies bei den Frauen leichter sei, die Simone Niggli des Harz-MBO. Sonni war das 7. Mal dabei, das 1. Mal mit 18. Gerit Pfuhl und Hendrik Heß fuhren als Team Arzgebirg für unseren Verein auf den 2. Platz der Mixteams.
Andy und Albi waren unentschieden, wie oft sie bisher mitgemacht hatten.
Friedmar war mit Arbeitskollege Stefan auch zufrieden mit seinem 1. Mal – Harz-MBO. Lockerer statt verspannt, genießen, statt penetrant.
Bis letztes Jahr war Heiko nicht alleine Immerstarter. Dieses Jahr erkämpfte er es sich diesen Status mit seiner 13-jährigen Nichte Mia, wurde vorgerufen, mochte aber nicht vorhumpeln. Er meinte, es war ein durchschnittlicher Harz-MBO, was den 24. als gut und schön auszeichnet.

Zum Radputzen reichte jedenfalls keine Zahnbürste, zumindest nicht fürs viele Grobe.
Danke an die 3 Herren Hauptausrichter und ihre Helfer. Allein das Postenhängen kostete sie ganz sicher mehr als 1 Stunde. Über 5?

    Bilder von Friedmar - u.a. Ergebnisse, Routen - Zeitungsbericht