10.04.2018

Sachsenkader-Oster-TL in Srbsko

von Claudia Helling

Für mich war es das erste Sachsenkader-Trainingslager, daher war ich sehr gespannt. Treff war am Bahnhof Dresden-Neustadt. Da stand dann dort eine Horde Kinder und Jugendlicher und ich dachte nur: boah, so viele. Irgendwie bekamen wir tatsächlich alle Sportler (davon 14 von unserem Verein) und Betreuer samt Gepäck auf die Autos verteilt und los ging es. Nach knapp 2,5 h fanden wir das kleine Örtchen Srbsko, in dem es sogar zwei Lager gibt, wobei beide nicht beschildert sind. Prompt landeten wir zunächst am falschen (aber auch hübsch: mit Golfplatz und Kletterwand).

Das richtige Lager fanden wir dann trotzdem noch. Die älteren Kader stellten fest, dass sich im Vergleich zum letzten Sachsenkader-TL an gleicher Stelle vor 4 Jahren nichts verändert hat – alles ist nur noch entsprechend älter geworden und strahlt einen maroden Charme aus.

Bei schönstem Sonnenschein bezogen wir die (leider noch kalten) Hütten und stärkten uns anschließend beim Mittagessen. Am Nachmittag folgte nach einer kurzen Vorstellungsrunde die erste Trainingseinheit: Linien-(Korridor-)OL zum Kennenlernen und Einlesen in die kleinteiligen Felsengebiete. Zurück im Lager folgte in zwei Gruppen die nun täglich stattfindende Stabi-Dehnungs-Runde (bei der es in der jüngeren Altersklasse wesentlich mehr Gemecker gab als in der älteren Runde). Nach dem Abendbrot gab es dann noch die Auswertung der OL-Einheit.

Am zweiten Tag stand zuerst eine Stern-Schlepp-Staffel auf dem Programm. Abwechselnd wurden in einem Zweier-Team Posten gehangen bzw. weiter im Kreis umgesetzt. Wieder einmal konnte man feststellen, dass Posten an die richtige Stelle hängen schwieriger ist, als einen markierten Posten im Wald zu finden. In allen Altersbereichen gab es den einen oder anderen falsch gehangenen Posten.

Am Nachmittag wurde Kompass-OL mit weißen Flecken zwischen den Postenkreisen trainiert. Auf dem Weg zum Start konnte jeder noch einmal sein Schrittmaß bestimmen, sowohl auf einem Weg als auch beim Querlaufen. Die Übung zeigte Erfolg, von Posten zu Posten wurden die Sportler sicherer bei der Anwendung dieser Technik.

Zur Donnerstageinheit ging es mit den Autos gen Trosky. Die 3-5 Staffelstarts (je nach Altersklasse) hatten es sowohl o-technisch als auch konditionell in sich. Vor allem für die Jüngeren waren die Aufgaben in den diffizilen Felsen zum Teil knifflig. Umso schöner, dass alle die Bahnen erfolgreich absolvierten. Der Nachmittag war trainingsfrei. Ohne OL ging es trotzdem nicht. Cedrik hatte im Lager einen Mikro-OL mit Übungen zu den (neuen) I(S)SOM-Karten- und Postenbeschreibungssymbolen vorbereitet.

Am Freitag stand der berüchtigte Felsensprint auf dem Programm. Mit den Autos ging es nach Nordosten auf die Karte Bora. Wieland hatte 3 Bahnen geplant (kurz, mittel, lang), von denen jeder mindestens zwei absolvieren sollte. Die lange Bahn beinhaltete ein richtiges Labyrinth, das man allerdings auch außen herum umgehen konnte. Die Bezeichnung „Sprint“ bezog sich hier nur auf die Streckenlänge. Maßgabe war, sauber in den Felsen zu orientieren, Auf- und Abgänge in den Hängen zu erkennen und dazu auch mal das Tempo herauszunehmen. Von Bahn zu Bahn funktionierte es tatsächlich besser und öfters konnte man hören: „Felsen-OL macht Spaß!“

Am Nachmittag fuhr der Konvoi nach Hrubá Skála zum Routenwahltraining. Zwei Sportler bildeten ein Team, das gemeinsam startete, zum Posten eine unterschiedliche Route lief und sich dort zur Auswertung traf. Der Blick auf die Karte erschreckte zunächst mit den vielen, oft sehr engen Höhenlinien. Zu jedem Posten ging es steil bergan, eine Routenwahl ohne Berg gab es nicht. Trotzdem haben alle die Aufgabe gut gemeistert. Die abendliche Auswertung zeigte dann auch, dass es oftmals mehr als nur die beiden Varianten eines Teams gab.
Nach dem berglastigen, für die Beine sehr schweren Tag überwog bei der abendlichen Stabi- und Dehnungseinheit dann die Dehnung – eine Wohltat!

Für den letzten Trainingstag hatten die Trainer einen Golf-(Gedächtnis-)OL und die traditionelle Abschlussstaffel vorbereitet. Auch hier waren wieder Zweier-Teams unterwegs. In der 1. Einheit hieß es, sich eine Route nach kurzem Kartenstudium möglichst bis zum Posten zu merken, der Partner kontrollierte mit der Karte. Für jeden zusätzlichen Blick auf die Karte gab es einen „Strafpunkt“ ähnlich wie bei den Golf-Abschlägen. Am Posten wurde für die nächste Teilstrecke gewechselt. Auch hier war die überraschende Erkenntnis: Gedächtnis-OL funktioniert – sogar in schwierigem Felsgelände.
Bei der Abschlussstaffel bildeten je ein schneller und ein langsamerer Läufer ein Team, wobei beide abwechselnd zwei Bahnen zu absolvieren hatten. Das Rennen gestaltete sich spannend. Der Zieleinlauf der ersten drei Staffeln erfolgte im Abstand weniger Sekunden. Bei der abendliche Auswerterunde wurden die Sieger geehrt sowie die Nominierungen für den JLVK bekannt gegeben.

Die Heimreise am Sonntag führte uns über Doksy, wo alle noch an einem regionalen tschechischen Wettkampf mit ca. 900 Startern teilnahmen. Beeindruckend waren hier die großen Starterfelder vor allem in den Kinderklassen: 114 auf der Fähnchenbahn und noch einmal 104 auf den D/H10/L-Bahnen, jeweils um die 40 in den Klassen D/H 12 bzw. 14. Auch wenn die Beine vom Trainingslager schwer waren, so sollten doch die neu erlernten bzw. gefestigten O-Techniken im Wettkampf angewendet werden. Am Ende wurden wir alle angenehm überrascht von einem gut belaufbaren Wald mit relativ einfachen Posten und wenigen Höhenmetern. Entsprechend sind die Ergebnisse auch gut ausgefallen. Über Podestplätze konnten sich Konstantin in der H16 (1. Platz), Paul in der H18 (2. Platz), Cedrik in der H20 (1. Platz) und Claudia in der D45 (3. Platz) freuen. Weitere Top-Ten-Plätze erreichten: Diethard in der H60 (4. Platz), Wilhelm mit Platz 5 in der H20 bzw. Josephine in der D16, Finja (D12), Vincent (H12), Marek (H14) und Anton (H18) mit jeweils einem 6. Platz, Klaus in der H55 (7. Platz) und Liv Grete (D14) mit einem 10. Platz.

Was bleibt neben den vielen o-technischen Erfahrungen in Erinnerung? Das tschechische Flair im Lager inklusive dem typisch tschechisch deftigen Essen (und jeden Tag Knödel), entweder kochend heiße oder kalte Duschen, eine tolle Felsenlandschaft, Stabi auf der Wiese in frühlingshaftem Sonnenschein und Vogelgezwitscher, ein angenehmes alters- und vereinsübergreifendes Miteinander der Sportler und Betreuer (bis hin zum Trikottausch), der H20-er Kampf um (oder besser gegen) die Mumpelhose (der Tagesverlierer musste am Folgetag in einer „schicken“ schwarz-lila Radlerhose antreten), Freizeit mit Tischtennisspielen, Turnen im Sand, Slackline und Sonnenbaden, Sonnenbrand und erste Zecken Anfang April, Denk- und Knobelspiele mit rätselhaften Dreiecken und magischen Farben, Lagerfeuer in der Mittagssonne, wenn keiner da ist, Aufenthalt an der frischen Luft vom Frühstück bis zum Abendbrot (macht hungrig und müde!) und dass ein Trainingslager durchaus auch (mentale) Erholung vom Alltag sein kann.

Und: ein Betreuer ist ein Multifunktionstool: Planer, Bahnleger, Fahrer, Anleiter, Antreiber, Motivator, Postensetzer und -reinholer, Schattenläufer, Einnorder, Vorturner, Obstschnippler, Ersthelfer (in unserem Fall sogar mit chirurgischer Ausbildung!), Fotograf, Startlistenersteller, Ergebnislistendrucker, ... In diesem Sinne herzlichen Dank an Sachsen-Kader-Landestrainer Jens „Gustav“ Lucke (Post SV Dresden), Tilo , Peter (beide SV Robotron Dresden), Diethard , Klaus (beide USV TU Dresden), Sven (OL Görlitz), Bettina (SV Robotron Dresden), Anton (Post SV Dresden) sowie die beiden „Vorplaner“ und Bahnleger vom USV TU Dresden Andreas (der verletzungsbedingt leider kurzfristig nicht dabei sein konnte) und Kartendrucker Wieland.

Es hat viel Spaß und Lust auf mehr gemacht! Die Sachsenkader können sich also schon auf das Sommertrainingslager im Französischen/Schweizer Jura freuen!

    Ergebnisse Wettkampf - Fotos von Peter und Klaus - Bericht des SV Robotron