Bundeskader-Ostertrainingslager 2018, Basel und Tessin
Fester Bestandteil im Programm des Bundeskaders ist jedes Jahr das Ostertrainingslager. Nachdem zuletzt die Jugend unabhängig von Junioren- und Elitekader trainierte, fand dieses Jahr ein besonders großes Trainingslager statt. Also ein besonderes Highlight für alle. Ich erinnere mich gern, wie ich früher als Kaderknirps im Ostertrainingslager die schnellen Großen im Wald und bei der Auswertung bewunderte und viel dabei lernte. Diesmal tat es sehr gut, zu sehen, dass da ordentlich was nachkommt und dass man sich ordentlich Mühe geben muss, wenn man in ein paar Jahren noch vorne dabei sein will.
Groß war nicht nur die Teilnehmerzahl, die durch ein paar Gäste zusätzlich erhöht wurde, sondern auch der Umfang des Trainingslagers. Denn ein weiterer Punkt im jährlichen Programm des Bundeskaders – das Sprintwochenende – wurde gleich ins Trainingslager integriert und bildete den Auftakt in und um Basel. Drei Tage lang wurden verwinkelte Altstädte, Schweizer Sozialsiedlungen ("Wenn die Schweiz die DDR wäre, sähe es überall so aus") und nächtlicher Stadtwald zum intensiven Übungsobjekt. So trainierten wir am Ablauf mit SIAC am Posten, den Umgang mit dem Übertempo, schnelle Routenwahlentscheidungen, Gegnerkontakt und an vielen weiteren persönlichen Baustellen. Einzelne sollten allerdings nach dem Trainingslager noch das Vorbeilaufen an schmalen Betonpfählen verbessern.
Nach 7 Trainingseinheiten zogen wir weiter ins Tessin, wo uns zunächst Dauerregen begrüßte und den Blick auf die gigantischen Berge verdeckte. Ziel des Trainingslagers war vor allem die Vorbereitung auf die EM, die Anfang Mai im Tessin stattfinden wird. Deshalb bereitete jede der folgenden 7 Einheiten auf einen der EM-Wettkämpfe vor. Für die Jüngeren gab es also eine allgemeine Ausbildung, dafür aber durchaus auf Elite-Niveau. Da C-Kadertrainer Thomas „Chrafti“ Meier – selbst Schweizer – unsere Bergtauglichkeit in den steilen Tessiner Hängen etwas überschätzte, verbrachten wir große Teile des Tages im Wald zwischen Felswänden, Esskastanien und Palmen. Diese umfangreiche „Tessin-Kur“ genossen wir aber trotz der anfänglichen Widrigkeiten ausgiebigst und als das Wetter kippte umso mehr.
Pünktlich zum Langdistanztraining brach schließlich die Wolkendecke auf. Also ab sofort blauer Himmel, Sonne, 20 °C. So kam zu den üblichen OL-Aufgaben noch eine weitere sehr schwierige hinzu: Nicht (wie die Trainer und Postenhänger) auf den schönen Wiesen auf den Gipfeln stehen (oder liegen) bleiben und vom 360°-Panorama überwältigen lassen. Zu dem einen oder anderen kurzen Schweifblick ließ sich dann aber doch wohl jeder hinreißen.
Zum Abschluss galt es, die letzten Energiereserven bei 3 Wettkämpfen aus sich herauszuholen. Die ersten zwei Wettkämpfe waren dabei gleichzeitig EM-Sichtung (in erster Linie für die Schweizer, aber auch für die Deutschen), WRE-Lauf (um noch ein paar Punkte für einen besseren Startplatz zur EM selbst zu sammeln) und vor allem inklusive Weltspitze (die Schweizer sowieso, aber auch Tove Alexandersson, Natalia Gemperle oder Marten Boström).
Wettkampf Nr. 1 war ein Sprint durch Novaggio – ein verwinkeltes Bergdörfchen, das durch seinen hohen technischen Anspruch so einigen den Kopf verdrehte. Und so eng war, dass zum Beispiel Judith Wyder trotz lautstarker Beschwerde an einem parkenden Auto nicht vorbeikam und viele wertvolle Sekunden verlor.
Nr. 2 war eine Mitteldistanz entsprechend der EM-Mitteldistanz im typischen Tessiner Stil: Steile Hänge, Bergwiesen und die eine oder andere zottelige Kuh.
Für Nr. 3 wechselten wir ein weiteres Mal die Jugendherberge – diesmal nach Laufen: Ein Schloss direkt am Rheinfall. Nachdem wir am Vorabend dessen gewaltige Wassermassen bewundert hatten, starteten wir zum Abschluss beim Nationalen Schweizer OL im typischen Mittellandwald – das heißt viele Brombeeren, das eine oder andere tiefe Tal und viele große, kurvige Wege.
Wer danach noch nicht platt war, war selber schuld. Es gab ja genug Kilometer und Höhenmeter zum Sammeln. Unsere Postenhänger Vít (aus Turnov), Pepa und Karsten sammelten fast 4500Hm und erledigten ihre Aufgabe dabei hervorragend.
Momentan läuft bei allen noch die Trainingslagernachbereitung. Neben Routenauswertung, Trainingstagebuch schreiben und Karten für die EM inspizieren gehört diesmal auch Esskastanienstacheln aus Händen und Füßen popeln dazu.
Vielen Dank Chrafti – wir freuen uns auf mehr!
Zur EM ist nun auch eine größere grüne Truppe nominiert worden: Mit dabei sind Wieland Kundisch, Anna Reinhardt, Paula Starke und Patricia Nieke. Kerstin Uiboupin wird für Estland am Start sein und Pepa Neumann wird das deutsche Team vor Ort betreuen.
Fotos von Vit - Webseite EM - Ergebnisse: Sprint - Mittel - Lang