14.08.2018

Isergebirgs-OL Die Zweite

von Wieland Kundisch

oder: Der Große Preis von Polen im „skandinavischen“ Riesengebirge

Wo genau ist eigentlich die Grenze zwischen Iser- und Riesengebirge? Auf der Passstraße zwischen Harrachov (CZ) und Szklarska Poręba (PL) – die polnisch-tschechische Grenze verläuft zudem über den (höchsten) Riesengebirgskamm und kreuzt jene Straße etwas südlich unterhalb des Sattels. Und genau auf dem Sattel, im Wintersportort, vielmehr Langlaufzentrum Jakuszyce fanden die ersten beiden OL des GPP, des Grand Prix Polonia statt. Die erste Etappe verlief genaugenommen für 90% der Strecke im Riesen- und 10% im Isergebirge und unterquerte die Grenzstraße nassforsch per Pflichtpassage im Bachbett der Kamienna. Die zweite, eine (lange) Mittelstrecke, lag dann gänzlich im Isergebirge und zur Sichtstrecke kam man diesmal, wie auch bei Etappe 3, schon eher trockenen Fußes unter der Eisenbahnlinie durch.

Vor drei Jahren fanden hier bei Jakuszyce die polnischen Lang-Meisterschaften statt. Und letztens trugen die Tschechen hier ihre Qualifikation für die WM aus.

Unterkunft bezogen wir auf Riesengebirgsstraßenseite mit Sicht auf die Zielpflichtstrecke im Sporthotel auf der Isergebirgsstraßenseite. Heiko, Conny und Friedmar hatten es demnach noch näher zum Wettkampfzentrum als vor einer Woche in Bedrichov. Neben uns waren Polen, Tschechen, Schweizer, ... und eine kleine Schar aus Nordostdeutschland angereist. Die erste Strecke führte uns über offene Hänge mit tiefen Schneisen und Bruchholz und durch dichte Waldgebiete. Dabei einzelne Steine zu treffen, war herausfordernd. Mit Knie, Schienbein oder Knöchel ging das Treffen dafür umso leichter. Wer Skandinavien kennt, kann es sich skandinavisch vorstellen, nur viel steiler, auch erinnert das Gelände an Altenberg/Kahleberg ohne Schnee –Heidekraut und Heidelbeerpflücker, Wasserläufe, Sümpfe und etwas Regen inklusive.

Die zweite Etappe bot einen Wechsel aus offen und dicht, steil und relativ flach, sumpfig und für die Elite auch steinig. Kein Leichtes für’s Laufen und die Orientierung, umso schöner und spannender. Und erfrischend, wenn man plötzlich bis zum Bauchnabel in den Bach rutscht und danach bis zu den Knien zum Sumpfposten watet. Den sonnigen Nachmittag zog es uns wandernd, trotz noch laufender WM-Langstrecke, vorbei an etlichen Geocaches ;) auf die nordwestliche Isergebirgskammhöhe von den Weißen (Stein)Brüchen nach Wysoki Kamień (über 1000m hoch), von wo aus wir die Nordflanke des Riesengebirge bis zur Schneekoppe sahen und das weit niedrigere – keinesfalls flache – Laufgebiet der Schluss- bzw. Jagdetappe. Auch dieses Gelände als Karte war längst im Netz zu finden. Letztes Jahr fanden dort die Polnischen Meisterschaften im Nacht-OL statt. Holla die Waldfee!

Aufgeregt war Conny vor der 3. Etappe nicht ob ihrer Führung in der W40, aber sie hatte Angst vor den Höhenmetern und jedem Posten, wie sie am Start halbscherzend meinte. Trotzdessen sie eine Quelle nicht gleich fand und bei einer Routenwahl bergab „fast aus der Karte lief“, gewann sie insgesamt – allerdings keinen lokaltypischen Wäschekorb oder Salatschüssel wie so manch andere Podestkandidatin. Früher schon wurden in und um Szklarska Poręba Glas- und Keramikwaren für den Haushalt produziert, Plastikwaren kamen hinzu.

Ein Posten im Wald gab dauerpiepend „seinen Geist“ auf. Heiko hatte ihn und hatte ihn wohl wegen dessen aufgebrauchter Batterie wie alle u.a. M45er nicht. Natürlich kamen sie nach einer Weile trotzdem in Wertung. Bei den etwas jüngeren, laufstarken Herren kam er am Ende erfahren orientierend auf den 6. Gesamtrang.

Und wir drei Herren in der Elite? Kämpften uns frisch verletzt und alt verletzt auch über diese schöne Bahn. Ich kam zu der Ehre gegen Ende gegen einen ehemaligen Weltmeister zu sprinten – bergab. Ich verlor. Verlor? Nein, ich gewann wie immer viele Eindrücke und Erfahrungswerte. Ohne Lehrer sein zu wollen, gebe ich wie auch Heiko den Tipp an alle jungen Nachwuchsläufer, die international gut sein wollen, ab und an solche gut gemachten Läufe im nahen Ausland mitzumachen, da man sich so bereits eher und öfter mit starker Konkurrenz misst anstatt bei einer JEM oder JWM oder einem JEC zu meinen, man könne dies nicht.

Vor Ort wurde auf einem Plakat mit schicken Kartenausschnitten und Fotos ein „Adventure orienteering“ beworben: vom 7.-11.8.2019, in Spindlermühle, ein Sprint, zwei Mittel, zwei Lang (einmal Downhill), 2-mal mit dem Lift zum Start, Zusatz Nacht und Staffel. Und das ist nur einer von möglichen (nahen) Sommer-OL 2019.

    Ergebnisse - Bericht Polnische Meisterschaft 2015 - Tschechischer Wettkampfkalender 2019 - Anfang März – von Jakuszyce rauf zum Reifträger Richtung Elbquelle