Oh, der Wettergott beim internationalen MTB-O bei O...berwiesenthal!
Am langen Wochenende vom 3. bis zum 6. Oktober fand der letzte MTBO Elite Weltcup der Saison auf kräftig durchweichtem, sächsischem Boden statt. Bei den Masters (Weltmeisterschaft) und den Junioren (Europameisterschaft) ging es indes sogar um noch mehr. Und so versammelten sich rund 600 Starter aus 29 Nationen um Mensch und Rad bei frostigen, nassen Bedingungen einer ordentlichen Belastungsprobe zu unterziehen. Mit am Start waren dabei auch die USVler Anatoly Zelenin, Wenzel Falk in den offenen Kategorien und Gerit Pfuhl, Hendrik Heß, Daniel Sausner im (virtuellen) Nationaltrikot. Hinter den Kulissen waren weiterhin Diethard und Wieland Kundisch, Eleonore Pohl sowie Joachim und Arnd Strobel aus unserem Verein fleißig. Ausgetragen wurden die Rennen dabei um den Sport-/Bikepark Rabenberg (Oberwiesenthal).
Zum Auftakt ging es dabei konkret nach Thalheim, wo das Rennen auf der Mitteldistanz (15 km, 260 Höhenmeter, 26 Posten, ca. 45 min Siegerzeit) ausgetragen wurde. Obwohl das Wetter sicherlich hier schon nicht nach einer Radtour auf unbefestigtem Untergrund einlud, war das Rennen in jeder Hinsicht ein sanfter Einstieg in das, was noch folgen sollte. Im Gegensatz zu den restlichen Austragungsorten lag der Kurs hier deutlich nördlich und war damit vom Terrain vergleichbar mit dem Dresdner Umland mit eher sanften, kurzen Anstiegen, einer Talsperre und viel von Forstwirtschaftswegen durchzogenem Wald. Als Schmankerl enthielten alle Routen einen Ausflug in den örtlichen Motorrad-Trial-Park, in dem die Wegbenutzungspflicht aufgehoben war. Der geneigte Fahrer konnte also nach Herzenslust den Rockgarden, Schlammteich und die Sprungschanzen aller Größen in die Route integrieren. Für gute Zeiten, so wurde schnell klar, war die Routenwahl vor allem in der Hinsicht bedeutend, als es Wege zu finden galt, die gut tretbar waren. In dem völlig durchweichten Wald mit nur sehr wenig befestigten Wegen lernte wohl so ziemlich jeder Teilnehmer, dass ein breiter Weg nicht unbedingt ein guter Weg ist, wenn der Traktor die Fahrspur in einen langen Sumpf verwandelt hat. Auf der anderen Seite waren viele kleine Wege kräftig von nassen Wurzeln durchzogen, so dass der fahrtechnische Anspruch insgesamt vergleichsweise hoch lag.
Am Freitag folgte mit der Langdistanz (39 km, 940 Höhenmeter, 22 Posten, 1:55 h Siegerzeit) die Königsdisziplin für den Weltcup. Auf halbem Weg zwischen Johanngeorgenstadt und Oberwiesenthal gelegen versprach das Gelände rund um den Bikepark Rabenberg im Gegensatz zum Vortag deutlich mehr Höhenlinien auf der beidseitig bedruckten A3 Karte im Maßstab 1 : 15.000. Entscheidend für ein gutes Abschneiden war hier wieder die Routenwahl (die diesmal aber deutlich komplexer ausfiel) und ein einwandfrei funktionierender Antrieb. Tatsächlich waren auch die Wege spürbar anders als auf der Mitteldistanz. So gab es reichlich befestigte Wege und gebaute Trails, welche Bestandteil des Bikeparks waren. Am meisten MTB-Fahrtechnik war aber vermutlich dennoch an den steilen, langen Anstiegen mit bis zu 20% Steigung gefordert. So konnte man bei dem zweimal zu bewältigenden Stich zum Durchlauf/Ziel beobachten, wie einige Nationaltrikots kurzzeitig in den Fuß-OL-Betrieb wechselten. Auch wenn die deutschen Turner ehrlicherweise insgesamt nur eine Statistenrolle einnahmen, gilt es doch hervorzuheben, dass Hendrik Heß mit 2:28:04 (Platz 46/53) das beste hiesige Ergebnis in der Elite erzielte.
Unter den gegebenen Bedingungen war vielleicht der Massenstart (Offen/Master) und die Staffel (Elite) der härteste Wettkampf des Wochenendes. Bei Dauerregen, Wind und Temperaturen um die 4°C gingen die mutigen Starter auf die Strecke beginnend an der Skiarena Oberwiesenthal. Während sich der Regen im Laufe des Tages in Schneeregen verwandelte und die Männer beider deutschen Mixed Staffeln den Dienst verweigerten, brachten die Portugiesen das Rennen zu Ende – in kurzer Garderobe! Der Autor des Textes sah an diesem Tag die Strecke nur aus den beheizten Containern heraus. Es dürfte aber wenig überraschen, dass Augenzeugen die Strecke als das ultimative Schlammbad klassifizierten.
Beim abschließenden Sprintwettbewerb am Sonntag (9 km, 105 Höhenmeter, 39 Posten, 21 min Siegerzeit) zeigte sich das Wetter dann noch versöhnlich. Zwar war es weiterhin alles andere als warm, jedoch bekamen die Teilnehmer für das erste Mal an diesem Wochenende die Sonne zu sehen. In einem schnellen Rennen ging es vom Loipenhaus hinunter zum Marktplatz Johanngeorgenstadt, um dort in bester Sprintmanier die umliegenden Wohngebiete und Kleingartenanlagen unsicher zu machen (Zitat Warnschild: „Mountainbiker aus allen Richtungen!“). Auch in diesem Terrain konnte Hendrik Heß das beste deutsche Ergebnis mit 26:27 min einfahren.
Zusammenfassend war es ein schöner Wettkampf mit der erwartet überlegenen internationalen Konkurrenz und einem abwechslungsreichem Gelände, welches durch das schlechte Wetter nur noch interessanter wurde. Nichtsdestotrotz freue ich mich bereits auf einen sonnigen Saisonabschluss mit mehr Schweiß und weniger Winterhandschuhen beim MTBO im Harz.
Ergebnisse - Karten + GPS Tracks - Hendrik und Gerit