Weltelite beim Rumpelwer oder -was?
Nächstes Jahr werden die Weltmeisterschaften in Tschechien ausgetragen. (Vorausgesetzt es funkt kein Weltuntergang dazwischen.) Die Polen, Esten und andere wissen es und trainieren dort – Wettkämpfe. Die Tschechen haben's drauf. Sowohl mit Karte laufend als auch OL ausrichtend. Hängt scheinbar zusammen. Gut und das Gelände ist auch noch oft Hammer.
Letztes Wochenende reizte der traditionelle 3-Etappen-OL Rumcajsovy míle des Sportcentrums Jičín (Jičín liegt im Südosten des Český ráj) mit dem markant klassischen Logo. Der Verein war früher (1976 bis 2006, bis 1986 jedes Jahr, ab 1986 alle 2 Jahre) schon für seinen 5-Tage-OL bekannt, lockte mit diesem bis über 3000 Leute aus Europa in seine Gefilde. Und diesen gewann unser Helmut 9-mal – die Veranstalter zählten mit. Um es vorwegzunehmen: beim Rumcajsovy míle 2020 (seit 2013) gewann Helmut auch. Zur Siegerehrung war er bereits weg. Was will er auch mit gutem tschechischen Gebräu außer verschenken? Das dürfen andere auf seiner 80. Geburtstagsfeier demnächst vielleicht auf ihn trinken.
So, so schwer ist es nicht: Rum- wie Rum, -caj- wie caj, Tee, und -sovy wie sowie. (Und míle klingt fast wie Mühle.) Was das heißt, fragte nicht nur ich mich und es klärte sich mir übers Wochenende.
Einige der 18 Deutschen (17 Sachsen, 12 Vereinsdresdner und immer die selben und jünger werden sie auch nicht) von über 1000 Startenden (wahrscheinlich hatten mehr gewollt, als gedurft) hatten die Läufe am westlichen Ausläufer des Český ráj (Böhmisches Paradies) schon mehrfach mitgemacht, andere wie ich waren blutige Anfänger, wobei ich das weitläufige Nachbargelände Richtung Osten zwischen Srbsko und der Burg Kost wie meine zweite Heimat kannte: vier Trainingslager als Jugendlicher, Jungbetreuer, Trainer und Vorbereiter, Euromeeting vor 10 Jahren, weitere Frühlings-OL und -TL. Pěkné prázdniny (Nice Holidays) findet auch regelmäßig in diesen wundervollen Felswäldern statt. Und dort am See, am Komárovský rybník, zeltete ich und wanderte und lief (inklusive Albinoreh und Beeren), um auch wirklich dort zu sein, im Paradies. OL-(Jung)Volk tummelte sich ebenda. Wären ohne das neuartige, furchterregende Virus auch mehr und junge Leute von uns dabei gewesen?
Zur ersten Etappe konnte ich anfangs 2-mal nicht überholen – wegen: dicht bewachsen, eng und steil. Und nach steilen Hangposten, die nicht nur Conny Angst und Bange machten, wie sie mir im Ziel erzählte, nachdem ich ganz kurz gejubelt hatte, dass ich vor ihr zurück war, überholte mich Herr Kratov aus der Ukraine (mein Alter), aber er stürzte ohne Sturz den Hang hinunter, dass mir(!) schwindelig wurde. Quer und bergan kam ich fast wieder ran, langfristig nicht, weil er wohl besser orientierte beim Stürzen, so mikroroutentechnisch. Eine gröbere Route wählte ich mistig. Merke: zwischen gesperrten Wiesen und Dickicht ist es selten schön belaufbar, weil es da kaum ein Zwischen gibt. Ziel erreicht: ich blieb unter dem 10ner-Schnitt und es fühlte sich nach Mittelstrecke an. Herr Bartosz aus Polen (Die fangen längst an, nicht mehr hinterher zu laufen!) gewann über 5min schneller. Ich war geschafft und da sollte noch was kommen. War ich noch fit genug für die Elite? In der liefen einige, die älter sind als ich, und das waren teils die Besten. Nicht nur Weltelite aus Tschechien hatte sich hier versammelt. Die Nachmittagsbahn maß 1,8km! Die längste Bahn! Nein, kein Quatsch. Felssprint mit entsprechend Höhenmetern, da reicht das vollkommen. Die Zeit zwischen den Läufen wurde nicht lang. Niemand litt Hunger und Durst. Kinder tanzten und lachten.
Zwei Denkfehler bremsten meinen Sprint aus. Ich las eine Höhenlinie falsch herum: „hoch und dann runter“. Doch es ging nur hoch … Dickicht, zu weit, zurück. Und eine kleine Höhle durch die ich meinen Posten fand, die aber nicht wie eine auf der anderen Seite kartiert war, und ich war unsicher im Ablauf und ein Fotograf in Nähe des nächsten Posten und ich ohne „volle Kontrolle“, auch der Ablauf zum abermals nächsten war noch unvorausgeplant (ein Wort mit vier Vorsilben!). Zwei halbe Minuten und Kleinzeug. Magic lachte und erzählte von einem minutenlangen Fehler wegen reduzierter Karte. Die Karten sind gut, wir sind mitunter bloß nicht flexibel genug für die Abstraktionen. Herr Kratov gewann das Ding in reichlich 13min. Ich brauchte 3:39 länger. Das 2-mal 20. von über 60 in der H21A und wieder unterm 10-Schnitt. Ich war relativ zufrieden. B und C gab es auch noch, E (Elite) „nicht“. Vor einer Woche gab es die bei uns. Dazwischen liegen Welten.
Die Sonntagsetappe machte manchem „Angst“. Durch fast 10% Steigung. Ich stellte mich auf eine Stunde ein, es kam anders, lief schneller, wesentlich, und machte mir Freude. Manch Deutschem war es auch danach noch zu steil und hanglastig. Ich mag das Gelände und mochte meine Bahn – ein Grund mehr noch weiter die längste, manchmal schönste Bahn zu laufen. Meine Fehler bestanden (wieder einmal) im zu schnell am Startdreieck unmittelbar hinter der Kartenentnahme die beste Route zum 1. nicht Sehen; im richtigen Tal den Posten nicht Sehen, dafür den Läufer nach mir abbiegen; und durch dichte Pflanzen vom Weg Abkommen oder nicht gleich auf einen Kommen – von einer Kreuzung aus. Der schönere, große Rest lief und fetzte, gerade auch weil er teils ruppig, felsig und steil war. Herr Bartosz gewann abermals und insgesamt. Ich verlor „nur“ knapp 7min auf ihn und wurde 10. und insgesamt überrascht noch 11. Cool. Elite, ich bleibe noch. In der H35 (oder H45) laufen eh die guten H50 und H60er. ;-)
Conny machte sich das schönste Geburtstagsgeschenk selbst und gewann insgesamt in der D50. Hagen (H55) war auch überrascht am Sonntag vom 5. noch auf den 3. vorgerutscht zu sein und nahm das Bier. Und Nobbi, der die 1. Etappe in der H60 überrascht gewonnen hatte, freute sich genauso auch noch sichtlich über seinen Gesamtdritten. Hätte er vorher nicht gedacht. Das sind sie doch, die schönsten Erfolge, die, die man nicht kommen sieht.
Deutsche OL-Elite, die ihr die WM (den Waldteil) nächstes Jahr laufen wollt, lauft jetzt dort!
Was nutzen schnelle Intervalle allein, wenn man es quer nicht umsetzen kann? Speziell in Felsen? Ein paar wie Bojan und Ole radeln soviel, dass es für die Langstrecke bis zum Schluss in hohem Tempo reichen sollte. Aber „reicht“ skandinavisches Gelände, um in tschechischem gut zu laufen?
Den ganzen August werden dort in der Gegend und in der Nähe geniale OL angeboten:
31.7.-2.8. Pískovce / Sandstones
01.-08.8. Jizerky O-Fest
07.-09.8. Grand Prix Polonia Jelenia Góra
14.-16.8. Tis 2020
Im nördlichen Gelände der WOC 1991, bei der die Kurzdistanz eingeführt wurde, unsere jetzige Kindertrainierin Kerstin in der 4er-Staffel 7. wurde (4 Jahre später in Dtl. 5.) und wo Ostern 2019 in einem Teil der Sachsenkader trainierte.
21.-23.8. Pěkné prázdniny / Nice Holidays
28.-30.8. West Cup
TU-OL ist überall dabei. Btw: Gibt es eigentlich schon die 4-Tage-Woche, falls ja, für wen?
Und der Wettkampfname? Rumcajs heißt Tschechisch Fürchtenix – ein Zeichentrick-Räuber, der mit Manka, seiner Räuberfrau, und Cipísek, ihrer beider Räubersohn, zwischen 1967 und 1984 in der Tschechoslowakischen Republik und darüber hinaus bekannt wurde. Rumcajsovy míle heißt in etwa „Die Meilen, die Fürchtenix gegangen ist“ oder übertragen „Auf den Spuren des Fürchtenix'“.
Trugen deswegen einige Veranstalterinnen und Veranstalter uniforme, fröhlich T-Shirts und Röcke?
Ein kleiner Junge pinkelte von einem Burgabsatz auf einen freien Sandsteinsandplatz. Cipisek?
Einige (Tschechen) sind mir längst vertraut, auch mit räuberartigem Vollbart noch, ich bin manchen auch bekannt, tauschte mich mit einem im Ziel gern aus und weitere Leute wurden mir vertraut(er).
Mancher Läufer meinte, ihm setzte sich unterwegs ein Wesen auf den Rücken, das ihn beschwerte, sogenannte Aufhocker, die es alten Sagen nach gibt. Abschütteln! :-)
Fürchtenix, der Name scheint hier mehr denn je Programm gewesen zu sein: von Einschränkungen wegen Corona keine Spur. Ach, und das Regengewitter am Sonntag vertrieb auch nur kurz ein paar.
In (OL-)Deutschland geht man sicher. Und kommt wo an und wann?
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