27.01.2022

Abenteuer Ski Individuell

von Martin Riebisch

Schonmal was vom Ski Individuell gehört?
Die traditionsreiche und Ski-OL-ähnliche Unternehmung findet nächstes Jahr zum 40. Mal statt und wird jährlich von einem Freundeskreis sächsischer Bergsteiger und Skiläufer organisiert. Auch in Zeiten des Internets wird die „Ausschreibung“ noch inoffiziell und per Mund-zu-Mund-Propaganda weitergereicht.
Prinzip des Ganzen: Eine Strecke von ca. 150km ist im winterlichen Erzgebirge aus eigener Kraft zu bewältigen. Start ist immer Freitag Abend bei Vollmond.

Auch OLer waren schon öfters dabei: Im Zug zum Start wurden mir Anekdoten erzählt, vor zwei Jahren sei einer ohne Ski, zu Fuß gestartet und habe zu den schnellsten gehört (das war Friedmar).
Wutti ist auch schon einige Male mitgelaufen und 2019 war seine Hütte in Zinnwald einer der Posten. Im Vorjahr rannte und wanderte und lief (schließlich noch mit Skiern) Friedmar meines Wissens eine coronakonforme Version innerhalb des 15km-Radius‘ um Dresden herum. Ich selbst war 2019 schon einmal allein dabei, hatte damals jedoch leider nach 2/3 der Strecke in einem Motivationsloch abgebrochen.

In diesem Jahr startete die Tour im Fichtelgebirge und endete bei Johanngeorgenstadt. Der Wetterbericht versprach Schnee auf der gesamten Strecke, wechselnde Bedingungen mit viel Schneefall und Wind.
Bereits an der Straßenbahnhaltestelle in der Dresdener Neustadt begegnete ich dem Ersten mit Rucksack und Ski und im Zug waren die Skiläufer ebenso nicht zu übersehen. Instruktionen gab es im Bahnhof Hof und nach einem Gruppenfoto am Start in Kirchenlamitz starteten 50 Aspiranten in Richtung des ersten Postens am Aussichtsturm des Kornberges. Bereits vom Bahnhof weg verteilten sich die Stirnlampengrüppchen bei dichtem Schneefall auf unterschiedliche Routen. Auf der anderen Bergseite über eine Skipiste hinab und durch ein kleines Loipengebiet überholte ich einige Läufer, dann spurte ich auf eigener Route über viele Kilometer allein durch den Neuschnee. Im tschechischen Zipfel von Aš wartete mit dem Elo (Bild unten) der erste besetzte Posten mit Tee und heißer Suppe. Im nachtschlafenden Städtchen Aš kreuzte nach Mitternacht ein tschechisches Polizeiauto meinen Weg, ein einsam biertrinkender Tscheche wies den Weg ‚Nahoru‘ Richtung des Gipfels des Háj. Nach den ersten Posten lag ich, das verrieten die an den Posten jeweils für die
Nachfolgenden hinterlegten Postkarten, relativ konstant 20 min nach der führenden Dreiergruppe.
Im Anlauf auf ein im Schneesturm auf einer Bergkuppe zu findendes Aussichtstürmchen tat ich mich mit einem Dresdener Pärchen zusammen, deren Gesellschaft mir in der zweiten Nachthälfte durch ein zwischenzeitliches Tief half.
Nachdem der anhaltende Schneefall nach vielen Kilometern durch verschneite Ortschaften, Felder und Wald sowie einer spannenden Talfahrt auf steiler Skipiste für eine Stunde in Regen übergegangen war, stellte sich gegen 6 Uhr heraus, das das ersehnte, beheizte Tipi eines besetzten Postens noch nicht aufgebaut und die erhoffte heiße Suppe noch gefroren war. Ich war wohl zu schnell unterwegs. Obwohl die in der Nacht noch gut fahrbaren, verschneiten Straßen in den Morgenstunden durch Räumfahrzeuge unbrauchbar gemacht wurden, wählte ich die Talvariante durch Klingenthal und schob an schneeschippenden Anwohnern vorbei auf Fußwegen und am Straßenrand durch das Tal. Nach einer Frühstückspause in einer Bäckerei war die Motivation
wiederhergestellt für den steilen Aufstieg zur Kammloipe. Diese belohnte mit präparierter Loipe und teils Marmorspur. Auch der berüchtigte „Promille-Posten“ war (glücklicherweise?) noch nicht besetzt. Hinauf zum Auersberg kam ich gegen Mittag wieder mit dem Führungstrio in Kontakt. An einer Schutzhütte im Wald wurde mit leckerer Blaubeersuppe bewirtet und auf den letzten 25 km lockte bereits das Ziel. Schließlich kam ich nach 21 Stunden bzw. 20 min nach den ersten Beiden als dritter Läufer im „Roten Fuchs“ bei Johanngeorgenstadt an, wo Knödel und Palatschinken, Stimmung und Sauna belohnten.

Klar ist für mich: Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei! Geplant ist eine Strecke von Zittau über Lausche und Sächsisch-Böhmische Schweiz zum Mückentürmchen. Hoffentlich liegt dafür genug Schnee.
Am 20.-22. Mai lockt eine Sommerversion „Rad rund um“ – 400km MTBO mit dem Rad rund um Bad Schandau, durch Elbsandstein und Osterzgebirge. Infos kann ich gern weitergeben.

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